Ein Engel in der Dunkelheit

„Diese zweigesichtige Schlampe! Wer zum Teufel glaubt sie, dass sie ist?! Ich habe ihr vertraut! Zur Hölle, ohne meine Hilfe hätte sie nie ein Vollstipendium bekommen! Alles was ich jemals getan habe war für sie! Und nach all dem hat sie nicht einmal den Anstand, mir das in mein Gesicht zu sagen?! Was zur Hölle?!"

Jeder Gedanke, der Konrad in den Sinn kam, drückte ihn zurück auf die Parkbank und schickte ihn tiefer in eine Depression. Jakob war ein Arsch, aber andererseits wusste er nicht, wie er sich anders ihn gegenüber verhalten sollte. Onkel Leo war ein Idiot, aber andererseits hatte er keine böswillige Absicht. Aber Jacqueline... sie war der letzte Strohhalm für ihn gewesen. Er hatte ihr vertraut, sich ihr geöffnet und sie zahlte es ihm mit der grausamsten und sinnlosesten Gemeinheit zurück, die Konrad sich vorstellen konnte. Alles brach um ihn herum in Stücke. Während er weiter sinnierte, kamen ihm wieder Jakobs Worte in den Sinn.

„Ich sollte einfach allen einen Gefallen tun und tot umfallen... ist es das, was du willst, Jacqueline? Scheint, als ob du deinem Bruder zustimmst, sonst hättest du mir diese Nummer nicht gegeben."

Konrad griff in seine Tasche und zog ein Klappmesser heraus. Es war ein Abiturgeschenk seines Großvaters gewesen, bevor er einige Monate später verstarb. Weit entfernt von dem typischen Schweizer Taschenmesser, klappte er die glänzende 10 cm-Klinge auf, die in schönem Kontrast zum Holzgriff stand. In das Holz eingelassen waren Konrads Initialen. Er hatte es noch nicht benutzt, hatte es nie nötig gehabt. Während er auf sein Spiegelbild in der Klinge starrte, wiederholte er immer wieder Jakobs Worte in seinem Kopf.

"Vielleicht ist das keine so schlechte Idee..."

Gerade als Konrad den Griff fest in seiner Hand hatte und sich darauf vorbereitete, das Messer an seine Kehle zu führen, kam eine unbekannte Stimme von der Seite.

"Hallo."

*****

Gabriele Lindinger entspannte sich in einem Gartenstuhl und genoss die frische, kalte Luft von Heiligabend. Dies war ihre Lieblingszeit des Jahres und die Möglichkeit, ihren Lieblingsweihnachtsfilm „It's a Wonderful Life" im Freien zu sehen, machte es noch besser. Alles passte perfekt zu ihrer Lebensphilosophie: Leben für das Glück. Nicht nur ihre eigene, sondern auch so viel wie möglich für die Welt um sie herum.

„Du willst den Mond? Sag einfach ein Wort und ich werfe ein Lasso darum und hole ihn dir herunter."

"Oh, James Stewart, du Charmeur..." Gabi seufzte.

Bald nahmen ihre Gefühle zu, als für die hoffnungslose Romantikerin George Bailey dem Druck und den Ungerechtigkeiten des Lebens zu erliegen begann. Er hatte seinen eigenen Onkel beschuldigt, ihr Geschäft zerstört zu haben, seine Frau und seine Kinder wütend angegriffen und war zu seinem verhassten Rivalen gekrochen, um einen Kredit zu bekommen. Die schwierigsten Szenen für sie waren immer der Kneipenkampf und der Autounfall. Trotzdem hatte sie es immer durchgehalten. Das Beste sollte ja noch kommen.

Gerade als George auf der Brücke stand, erblickte Gabi etwas aus dem Augenwinkel. Ein junger Mann von ungefähr neunzehn oder zwanzig Jahren sah sich den Film aus der Ferne an und lehnte sich gegen einen Baum in der Nähe der Straße. Sein Gesicht verzog sich vor Angst, als er den Schmerz im Film sah und er wirbelte bald herum und ging in den nahe gelegenen Park. Gabi konnte nicht erklären warum, aber etwas zwang sie, ihm zu folgen und sicherzustellen, dass es ihm gut ging.

Sie klappte ihren Gartenstuhl zusammen, ging am Rand der Grünfläche entlang und erreichte bald den Eingang zum Park. Als sie ging, hörte sie wütende Schreie vor sich; es klang, als wäre der junge Mann in emotioneller Not. Nach ein paar Minuten stieß sie auf den Brunnen in der Mitte des Parks. Auf einer Bank saß der Mann von vorhin und schien tief in Gedanken versunken zu sein. Durch das Leuchten der Parklaterne konnte Gabi ihn jetzt gut sehen. Er schien durchschnittlich groß zu sein, vielleicht 1,70m und hatte zottelige schwarze Haare, die ein bisschen ungepflegt wirkten. Trotzdem leuchtete die Farbe im Licht des Parks und seine weiße Haut sorgte für ein auffälliges Erscheinungsbild. Eine schwarze Hornbrille umrahmte sein Gesicht, die zusammen mit seiner roten LMU-Cap ein ganz bestimmtes Bild in Gabis Kopf projizierte. Er musste unglaublich intelligent sein.

Als sie ihn studierte, sah sie, wie der junge Mann einen Gegenstand aus der Tasche seiner Jeans zog. Als sie einen Blick auf etwas Reflektierendes erhaschte, konnte sie jetzt sehen, dass er ein kleines Klappmesser in der Hand hielt. Gabi spannte sich an und fragte sich, ob sie rennen sollte, entschied sich aber bald dagegen; er schien ihre Anwesenheit nicht einmal bemerkt zu haben. Tatsächlich war die Art, wie er das Messer betrachtete, ziemlich beunruhigend. Es war, als würde er diese kleine Klinge als seinen besten Freund der Welt ansehen. Sie kannte den Ausdruck in seinen Augen. Sie wusste, was in einem Moment passieren würde, wenn sie nichts tat. Gabi holte tief Luft und beschloss zu handeln.

"Hallo."

*****

Konrad erschrak wegen der ungewohnten Stimme. Als er aufblickte, sah er eine Frau Anfang zwanzig ihm gegenüber stehen. Sie sah ihn durchdringend an, aber aus welchem Grund wusste er nicht. Als er zurückschaute, begann Konrads typische Unbeholfenheit aufzukommen, als er sah, dass sie ziemlich schön war. Sie trug einen schwarzen Wintermantel und blaue Jeans und hatte eine graue Strickmütze über ihre langen blonde Haare gezogen. Auf den ersten Blick schien sie skandinavischer Abstammung zu sein, obwohl Ken sich nicht sicher sein konnte. Sein Mund wurde trocken, als er versuchte, die passenden Worte zu finden.

"Alles ok?" fragte sie.

„Äh... gut. W-warum tust du, ähm... warum fragst du?"

Lächelnd antwortete sie: „Ich habe dich auf dem Rasen den Film anschauen sehen. Durch den Ausdruck auf deinem Gesicht hattest du scheinbar Probleme damit. Als ich dich in Richtung Park gehen sah, hatte ich das Gefühl, ich sollte kommen und nachsehen, ob etwas nicht stimmt."

"N-nein, es ist alles in Ordnung..."

"Gut. Dann sollte ich mir keine Sorgen deswegen machen, wie du dein Messer betrachtest, oder?"

Konrad schüttelte heftig den Kopf und antwortete: „Ich werde dich nicht verletzen. Versprochen."

"Darum mache ich mir keine Sorgen."

"Was... was meinst du?" fragte er und seine Augen weiteten sich.

„Ich habe diesen Blick schon einmal gesehen", sagte sie und trat ein paar Schritte näher. „Ich bin leider nur allzu vertraut damit. Du wolltest dich doch verletzen, oder?"

„Du weißt absolut nichts über mich, mein Fräulein", murmelte Konrad und bereitete sich darauf vor zu gehen.

„Ich muss nichts über dich wissen, um besorgt zu sein", gab sie zurück.

"Besorgt", schnaubte Konrad. „Wie kannst du dir Sorgen um mich machen? Du kennst mich nicht mal!"

„Leicht zu korrigieren. Gabriele Lindinger. Meine Freunde nennen mich Gabi", sagte sie und streckte ihre Hand mit einem warmen Lächeln aus. Als er nicht antwortete, grinste sie und fuhr fort: "Das ist der Moment, wo du mir deinen Namen sagst."

Seufzend antwortete er: „Konrad. Konrad Dirsch."

"Es ist mir ein Vergnügen, Konrad", sagte sie, als sie sich die Hand gaben.

„Also... Gabriele, was? Solltest du vielleicht mein Engel Clarence sein oder so?"

Mit einem spielerischen Keuchen antwortete sie: „Oh mein Gott! Heißt das, du bist James Stewart?! Ich bin seit Jahren unsterblich in dich verknallt!!! "

Konrad lachte nervös. „In Ordnung, in Ordnung, ich bin mir diesen Film anschauen gegangen. Aber jetzt mal ganz im Ernst."

„Nein, ich bin kein Schutzengel oder das Wort Gottes oder so etwas. Nur eine durchschnittliche Person wie du." Sie deutete auf die Bank und fragte: "Darf ich?"

"Sicher", antwortete Konrad und setzte sich auf den Rand.

"Vielen Dank." Sie nahm Platz und fuhr fort: "Also sag mir Konrad: Warum willst du dich verletzen, dich vielleicht umbringen?"

Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Du willst es gar nicht wissen."

„Doch ich will. Glaube mir, ich möchte es wissen."

Konrad seufzte widerstrebend, gab nach und begann Gabi von den Ereignissen des Tages zu erzählen. Er begann mit Jacqueline und Jakob, dann mit der Konfrontation mit seinem Onkel und schließlich mit der falschen Telefonnummer, die Jacqueline's wahres Gesicht zeigte. Gabi saß schweigend da, hielt Augenkontakt und nickte, wann immer es angebracht war. Endlich beendete er seine Geschichte und Gabi spürte, wie etwas in ihrem Herzen zerbrach.

„Konrad... es tut mir so leid. Ich kann den Schmerz in deiner Stimme fühlen. Niemand hat verdient, was du heute durchgemacht hast. Ich weiß, dass es wenig hilft, aber ich verstehe, was du erleidest."

"Verstehen?" sagte Konrad ungläubig. „Wie könnte ein Mädchen wie du etwas davon verstehen? Ich meine, sieh dich doch mal an. Du bist wunderschön und ich wette, du warst schon immer beliebt. Genau wie Jacqueline. Genau wie Jakob. Genau wie Onkel Leo. Keiner von euch könnte sich jemals die Welt vorstellen, in der ich lebe."

Mit einem strengen Gesichtsausdruck antwortete sie: „Ich werde mich dafür entscheiden, das alles zu vergessen, was du mir eben gesagt hast. Trotzdem musst du wissen, dass das, was du gerade zu mir gesagt hast, ziemlich verletzend war. Fast so verletzend wie die Dinge, die man heute zu dir gesagt hat."

Konrad zuckte zurück. Er wusste, dass sie Recht hatte. „Es tut mir leid. Du hast recht; das hätte ich nie sagen dürfen. Du warst heute Abend nur nett zu mir."

"Entschuldigung angenommen", sagte Gabi mit einem Lächeln. „Demut ist heutzutage ein seltenes Merkmal bei Männern. Bleib dabei."

Konrad dachte, sie würde sich über ihn lustig machen, biss sich aber trotzdem auf die Zunge. Er hatte sie schon einmal beleidigt und er würde kein zweites Mal eine Vergebung bekommen.

Um das Gespräch auf bessere Themen zu lenken, fragte sie: „Ludwig-Maximilians-Universität in München, was? Da bist du für ein Studium ganz schön weit von zu Hause entfernt, oder? "

„Huh? Oh, die Mütze. Ja, ich bin dieses Jahr ein Neuling dort und gerade in den Ferien zu Hause."

"Nett. Was ist dein Hauptstudium?"

"Gesundheitswissenschaften. Ich möchte an der Uni auf die medizinische Fakultät gehen, obwohl ich immer noch ein Gebiet suche, auf das ich mich spezialisieren möchte."

„Viel Zeit, um das zu entscheiden. Ich bin sicher, du wirst den richtigen Karriereweg finden", sagte sie mit einem leichten Lächeln.

So schön es auch war, über ein bekanntes Thema zu sprechen, ein paar Dinge störten Konrad immer noch bis zum Äußersten. "Ich kann es immer noch nicht verstehen... warum sollte Jacqueline das tun?"

Gabi runzelte die Stirn und antwortete: „Einige Menschen sind grausam. Oft tarnen diejenigen, die am grausamsten sind, es mit einem freundlichen, warmen Auftreten in der Öffentlichkeit. Bei Jacqueline klingt es so, als würde sie diese Form an ihre Interessen anpassen."

"Und sie hat es die ganze Zeit versteckt, während wir in der Schule waren?"

„Du warst zu der Zeit für sie sehr nützlich. Sie würde es nicht riskieren, das aufs Spiel zu setzen. Sobald sie das bekommen hatte, was sie brauchte, hatte sie keinen Grund mehr, ihre wahren Gefühle zu verbergen."

„Ja, aber trotzdem. Warum war sie dann vor dem Laden so freundlich zu mir? "

„In ihren verdrehten Gedanken hatte sie wahrscheinlich das Gefühl, dir einen Gefallen zu tun. Sie wollte sicherstellen, dass du es nie wieder versuchen wirst, sie zu kontaktieren. Für eine grausame Person wie sie... ich denke, das ist ihre Idee, dir eine ´Freundlichkeit´ zu erweisen", antwortete Gabi traurig. "Wir müssen nur hoffen, dass es auf dieser Welt genug echte Freundlichkeit gibt, um dieser Grausamkeit entgegenzuwirken."

Als Konrad nun ein silbernes Kreuz bemerkte, das an ihrem Hals hing, zeigte er darauf und fragte: „Ich denke, das ist der Teil, in dem du anfangen wirst, mich vom Selbstmord abzubringen? Dass ich egoistisch bin und versuche, gegen Gottes Plan zu verstoßen?"

"Nein", antwortete sie einfach.

"Nein?"

"Nein. Konrad, ich meinte es so, als ich sagte, dass ich diesen Blick schon einmal gesehen habe. Ich weiß vielleicht besser als die meisten anderen, dass Selbstmordgedanken so einfach sind. Es gibt keinen Schalter, der sie ausschalten kann. Es ist eine Flut, die Stück für Stück zurückgedrängt werden muss."

Benommen bemerkte Konrad, dass diese junge Frau verstand, was im Leben wichtig war. Als er merkte, dass er das Messer immer noch in der Hand hatte, klappte er es zu und steckte es wieder in die Tasche.

"Stück für Stück", sagte sie mit einem Lächeln. „Mein Auto ist um die Ecke. Kann ich dich irgendwohin bringen? Wo wohnst du?"

„Ich gehe nicht nach Hause. Noch nicht", antwortete Konrad. „Nicht solange meine Onkel noch da sind."

„Kein Problem. Ich werde dich nicht zwingen." Sie dachte einen Moment nach und fuhr fort: „Es ist ziemlich kalt hier draußen. Warum kommst du nicht ein bisschen zu mir?"

„Das ist... unnötig. Mir geht es alleine ganz gut."

"Netter Versuch, aber so nicht", sagte sie. „Ich lasse dich bestimmt nicht mit diesem Messer alleine, mein lieber Herr Dirsch. Und ich werde dich an Heiligabend bestimmt nicht alleine lassen. Niemand sollte in den Ferien und an den Feiertagen allein sein."

"Danke, aber... wird es deinem Mann nichts ausmachen?"

"Es würde, wenn ich verheiratet wäre."

"Freund?"

„Nein, nur mein Stadthaus und ich. Alles in allem ziemlich gemütlich. Keine Probleme wegen dir, aber ich habe eine Bedingung."

"Und die wäre?"

Gabi grinste und antwortete: "Du rufst deine Mutter an und sagst ihr, dass es dir gut geht."

Konrad zögerte einen Moment, dann nickte er und gab dann nach.

 

"Schön", meinte Gabi.

 

Er tippte auf sein Handy und wartete, bis es klingelte. 

„Hallo Mama, ich bin es... Ja, mir geht es gut... Nein, im Ernst. Mir geht es gut... Ja, ich hänge nur mit einem Freund zusammen. Ich werde wahrscheinlich erst morgen zurück sein... ich hab dich auch lieb... Tschüss."

"Siehst du? Das war doch nicht so schlimm, oder?" neckte ihn Gabi.

Konrad musterte sie und fragte "Du hast ernsthaft vor, mich mit dir nach Hause zu nehmen?"

"Freilich."

Gabi nahm seine Hand und führte ihn zu ihrem Auto.

*****

Die Fahrt war größtenteils still verlaufen. Konrad versuchte immer noch, alles zu verstehen was geschah. Wer war diese Frau? Warum sollte sie für einen Fremden, den sie nicht einmal kannte, so große Anstrengungen auf sich nehmen? Gabi schien das zu verstehen und unterließ es, ihn für weitere Überlegungen anzutreiben. Sie konnte erkennen, dass er immer noch die Ereignisse des Tages verarbeitete. Bald erreichten sie ihren Stadthauskomplex und fuhren in ihre Garage.

„Komm rein, fühl dich wie zu Hause", sagte sie, als sie das Licht anmachte. „Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Kaffee? Heiße Schokolade?"

"Heiße Schokolade klingt gut, danke."

"Kommt gleich hoch!"

Als sie ihren Hut und ihre Jacke an ein Gestell hängte, konnte Konrad nicht anders als zu starren. Er sah jetzt, dass sie nicht nur ein hübsches Gesicht hatte; ihr ganzer Körper war schön. Sie trug einen engen burgunderfarbenen Pullover und eine enge, anliegende Jeans. Dieses Ensemble diente nur dazu, ihren Körper noch weiter zu betonen. Ihre Sanduhrfigur war betörend, ihre schlanke Taille kontrastierte mit ihren runden Hüften und ihrer ziemlich großen Brust. Sie war auch genauso groß wie er, vielleicht sogar ein bisschen größer, mit kilometerlangen Beinen. Obwohl Konrad von einigen seiner Klassenkameradinnen geträumt hatte, konnte keine von ihnen Gabi das Wasser reichen. Sie war eine Frau, kein Mädchen und in der Blüte ihres Lebens nicht weniger als perfekt.

„Los geht' s", sagte sie und reichte Konrad einen Becher.

Nachdem er in das heiße Getränk gepustet hatte, nahm er einen Schluck und spürte, wie sich die warme Flüssigkeit in seinem Körper ausbreitete. 

"Danke", seufzte er.

"Gern geschehen", antwortete sie mit einem Lächeln. "Komm schon, lass uns im Wohnzimmer entspannen."

Sie führte ihn in einen intimen Bereich mit einem Sofa und einem Liegessitz. Die einzige Beleuchtung kam von den bunten Lichtern an ihrem Weihnachtsbaum in der Ecke. Als Konrad die entspannte Umgebung betrachtete und den köstlichen Duft ihrer Nordmanntanne roch, trat Gabi zum Kamin gegenüber dem Sofa. Sie drückte einen Schalter und hatte bald ein angenehmes Feuer aus den Gasdüsen. Dann setzte sie sich auf das Sofa, stellte ihren Becher auf den Beistelltisch und klopfte auf die Stelle neben sich.

"Komm setz dich zu mir. Ich verspreche, dass ich nicht beiße", sagte sie mit einem spielerischen Lächeln.

"Ähm, ok...", murmelte er und drückte sich so nah wie möglich an die Armlehne, um Gabi viel Platz zu geben.

„Erzähl mir von der Uni", erkundigte sie sich. „Du hast erwähnt, dass du in die Gesundheitswissenschaften gehen möchtest. Umfasst das auch die medizinische Fakultät? Du weißt schon, dass das Medizinstudium an der LMU dreizehn Semester dauert."

„Äh, ja, mit etwas Glück. Die Charité wäre danach meine erste Wahl, aber ich weiß nicht, ob ich es mir leisten kann. Aber wenn ich das schaffen sollte, dann war mein Traum immer, einmal Gehirnchirurg zu werden."

"Gehirnchirurg?! Das ist so cool! Sie sind wie... die besten aller Ärzte! Nicht nur Chirurgen, Gehirnchirurgen !" schwärmte Gabi.

"Es ist keine so große Sache", antwortete Konrad, als er vor Verlegenheit rot wurde.

„Nun, ich könnte mir dich total als Gehirnchirurgen vorstellen. Gib es niemals auf."

"Vielen Dank."

„Also, was ist dann, Dr. Dirsch? Was passiert, wenn du deinen Traum erreicht hast?"

Konrad fühlte sich mit dieser Frau seltsam wohl und öffnete sich ihr.

 

„Ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich meine, selbst wenn ich Gehirnchirurg werde, bin ich in Bezug auf Mädchen immer noch hoffnungslos im Hintertreffen. Vielleicht hat Jakob recht. Ich werde als Jungfrau sterben... " Als er merkte, was er ihr gestanden hatte, wandte er sich an Gabi und platzte heraus: „Nicht, dass es dein Problem ist oder so. Tut mir leid, ich... ich hätte nicht so weit gehen sollen... "

Gabi lächelte nur, trat näher an ihn heran und strich mit ihrer Hand über seinen Arm.

„Mach dir keine Sorgen. Du hast persönliche und berufliche Ziele, du bist aber nicht sicher, wie du sie erreichen kannst. Du bist also noch eine Jungfrau. Das ist nichts, weswegen man sich schämen muss und es ist nur natürlich, deine Besorgnis darüber auszudrücken. Das kann dir helfen, deine Ängste zu überwinden. Ganz ehrlich denke ich, dass du sich selbst unterschätzt, Konrad."

"Ich unterschätze mich?"

"Natürlich", antwortete Gabi. „Du bist schlau, rücksichtsvoll, höflich, du hast sogar vorhin die Autotür für mich aufgehalten und mir aus dem Mantel geholfen! Jedes Mädchen, mit dem du zusammen sein wirst, das wird bei solchen Eigenschaften vor Freude ohnmächtig werden. Ich kann auch sagen, dass du dich immer noch als unattraktiv betrachtest, aber ich bin da anderer Meinung. Du trägst eine Brille, ja, aber das macht dich nicht zum Trottel. Dein Haar ist ein wenig zottelig, aber nicht fettig oder so. Du hast vielleicht keine Bräune, aber dein Hautbild ist fast makellos. Du musst sich für nichts schämen, sei es für dein Aussehen oder deine Persönlichkeit."

„Du bist so ungefähr die einzige Frau, die das glaubt", seufzte er.

"Schon möglich, aber wenn es dir so große Sorgen macht, kann ich dir ein paar Tipps geben, wenn du magst."

"Ähm, ok, ich wäre dir sicher dankbar dafür."

"Großartig! Ok, du verbreitest definitiv die Nerd-Stimmung, aber das ist keine schlechte Sache. Kämpfe nicht dagegen an. Benutze sie und zeige es."

"Wie? Wie soll das gehen?"

„Nun, du kannst geringfügige Änderungen an deinem äußeren Erscheinungsbild vornehmen, welche die Art und Weise verändern können, wie andere dich sehen. Zum Beispiel kannst du anstelle deiner Hornbrille zu einer Brille mit Drahtgestell wechseln. Dein Haar hat eine großartige Farbe und würde sich gut für eine kurze, adrette Frisur eignen, wenn ich es dir sage. Du kannst auch deine üblichen T-Shirts gegen lässige Poloshirts austauschen."

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