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Instinkt

--- Mal was anderes, für mich jedenfalls. Wie die Kategorie besagt, kein Sex, keine Erotik in dieser Geschichte, sie ist völlig Jugendfrei. Wem das zu "unliterotica" ist, einfach ignorieren und in einer anderen Kategorie fündig werden. Dem Rest, viel Spaß beim lesen. ---

*

Irgend etwas hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wechselte er von Tiefschlaf zu Hellwach, wie es seine Art war, wenn er Gefahr spürte. Nur, diesmal war da weder das Geräusch noch der Geruch von Gefahr. Jedenfalls nicht einer ihm bekannten.

Er lag ganz Still in seiner Deckung, nur die Nase vollständig, die Augen teilweise aus seiner Rüstung ragend. Er witterte, und spähte, und lauschte. Irgend etwas war falsch.

Da war ein Vibrieren im Boden, daß er noch nie zuvor gespürt hatte. Nicht wie das kurze, harte Vibrieren der Blitzgeschosse, die des Nächtens entlang der Todesstreifen rasten. Es war höher, schrill, und ebbte ab und flutete an. Nach einigen konzentrierten Minuten wurde ihm bewußt, das synchron dazu ein Dröhnen an seine Ohren drang. Auch dieses wurde lauter und leiser, verschwand aber nie ganz aus seiner Wahrnehmung.

Seine Gedanken rasten. Irgendetwas nagte an seinem Gedächtnis.

Da war es wieder, das Gefühl von unmittelbarer Lebensgefahr. Sofort rollte er sich wieder zusammen, darauf hoffend das seine Deckung und seine Rüstung ihn schützen würden. Es gab nicht viele Feinde, die seinen Panzer durchbrechen konnten.

Die schwarz-weiß Riesen waren sehr gut darin, leider, und sie wurden immer zahlreicher. Ein paar der rot Riesen hatten auch gelernt ihren Panzer zu durchbrechen, aber häufiger waren sie einfach nur geduldiger als ihr Opfer, und warteten auf einen unbedarften Moment.

Aber diese Gefahr roch weder nach dem einen, noch nach dem anderen. Und sie klang ganz entschieden nicht wie irgend etwas, das er je zuvor gehört hatte.

Irgendetwas nagte immer noch an seinem Gedächtnis, während er sich noch fester in seiner Rüstung zusammenrollte. Das Dröhnen kam näher und näher, und die Vibrationen nahmen immer mehr zu, bis er dachte die Gefahr müßte gleich über ihn einbrechen. Auf einmal kehrte die Erinnerung zurück.

Es war vor zwei Jahren gewesen, kurz bevor er seine Mutter verlassen hatte, um sein eigenes Leben zu leben.

'Es gibt neue Gefahren in der Welt. Gefahren, auf die wir nicht gut vorbereitet sind. Auf die unsere Instinkte und unsere Rüstung keine passende Antwort sind. Aber wir können, und müssen lernen richtig darauf zu reagieren. Eine der Gefahren geht von den großen Schnittern aus. Du wirst sie kaum sehen, die meisten bewegen sich schnell und können einen von uns zerfetzen ohne langsamer zu werden. Du kannst sie an zwei Merkmalen erkennen. Der Boden wird vibrieren, und dann wird das Dröhnen kommen. Deine Chancen sind nicht gut, aber wenn du deinen Instinkten folgst, und dich in deine Rüstung rollst, wirst du sterben. Du kannst nur überleben, wenn du in Bewegung bleibst. Du mußt aus dem Weg des Schnitters gelangen, und immer in Bewegung bleiben. Du mußt deine Instinkte überwinden. Nur so hast du, hat unsere Art eine Chance.'

Die Worte hallten in seinem Kopf wieder.

'In Bewegung bleiben ... Instinkte überwinden ... Bewegung ... nicht in die Rüstung rollen ...'

Zitternd zwang er sich, sich zu entrollen. Das Dröhnen entfernte sich weiter, was ihm half die aufsteigende Panik ob seiner Wehrlosigkeit zu überwinden. Ganz vorsichtig bewegte er sich an den Rand seiner Deckung, bis gleißendes Sonnenlicht ihn blendete. Er blinzelte kurzsichtig und unsicher. Seine Nase zuckte in rascher Folge als er witterte. Der Geruch der noch feuchten Erde wurde von dem süßlichen Geruch zerstörten Grases überlagert. Dazu mischte sich ein widerlicher Geruch von Verbranntem, ähnlich wie von einem der Blitzgeschosse, und doch anders.

Das Dröhnen wurde wieder lauter. Das hohe Gras überragte ihn und begrenzte seine Sicht auf eine Ansammlung grüner Halme. Dank seiner Kurzsichtigkeit wurden diese schnell zu einem grünen Schleier. Er zögerte noch,seine Deckung gänzlich zu verlassen. Er wartete, gefangen in dem Kampf seines Instinktes sich in seine Rüstung einzurollen,und in der Erinnerung an die Worte seiner Mutter, immer in Bewegung zu bleiben.

Dann spürte er auch die zunehmenden Vibrationen. Und schließlich sah er, wie die Halme um ihn herum anfingen zu schwanken und zu schaukeln. Panisch blickte er nach beiden Seiten, die Halme dort standen noch still. Aber zur Rechten schien der grüne Schleier weniger dicht. Wahrscheinlich würde er dort weniger Deckung finden. Er traf eine Entscheidung und drängte seine Instinkte zurück. Er wandte sich nach links,und rannte los. Keinen Augenblick zu früh. Er wagte noch nicht, zurückzublicken, aber er spürte wie die Halme hinter ihm zur Seite gedrückt wurden und über sein Hinterteil streiften. Der Lärm und die Vibrationen harrten für einen Moment auf der Stelle, dann folgten sie ihm. Er spürte die Panik wieder in sich aufsteigen, und hätte sich am liebsten eingerollt. Aber seine Gedanken klammerten sich an den Lektionen seiner Mutter fest. Er rannte, und rannte. Wieder verharrten Lärm und Vibrationen, dann entfernten sie sich langsam von ihm.

Er wurde nicht langsamer. In einiger Ferne konnte er den dunklen Schemen erkennen, der stärkere Deckung versprach. Der Rettung versprach.

Der Lärm verharrte wieder. Nur um erneut lauter zu werden. Um ihm zu folgen. Er biß die Zähne zusammen und zwang seine kurzen Beine sich noch schneller zu bewegen. Sein Herz raste, das Blut rauschte ihm in den Ohren und seine Sicht verengte sich zu einem schmalen Tunnel in dessen Zentrum der Schatten des Unterholzes lag. Unter seiner Rüstung wurde es ihm wärmer und wärmer.

Das Dröhnen hatte ihn fast eingeholt. Das Gras bebte und er fühlte die Erde unter seinen Füßen erzittern.

Die Panik schlug über ihm zusammen wie eine Flutwelle und wusch jeden Gedanken hinfort. Der Rat seiner Mutter verschwand unter der Furcht um sein Leben. Instinkt war alles was blieb, und mitten aus dem Lauf heraus rollte er sich zu einem Ball. Seine Rüstung schützte jetzt jeden Zentimeter seines Leibs, scharfe Stacheln bereit jeden zu verletzen, der es wagen sollte die Rüstung zu brechen. Seine Nase lag dicht an seinem Bauch, der Geruch der eigenen Angst scharf in den Nüstern.

Das Dröhnen und die vibrierende Erde füllten seine Sinne. Ein harter Schlag und unten und oben wurden zu einem Wirbel als er durch das Gras rollte. Abscheulicher Geruch nach Verbranntem verdrängte den Gestank der Furcht. Das Dröhnen entfernte sich, die Vibrationen wurden schwächer. Er verharrte einige Atemzüge länger als stachelbewehrte Kugel. Dann entrollte er vorsichtig den Kopf und witterte. Was immer der Feind war, er schien sich wieder zu entfernen. Er verharrte noch einige Momente witternd und lauschend. Dann besann er sich wieder der Worte seiner Mutter. Ein Blick in die Runde half ihm, die Orientierung wieder zu gewinnen. Er rannte los. Seine rechte Hüfte schmerzte, wo ihn der Feind getroffen hatte.

Gerade als der dröhnende Lärm wieder lauter zu werden begann, hatte er endlich das schützende Unterholz erreicht. Er schob sich tief unter die stachelbewehrten Zweige eines Weißdornstrauchs, bis er dessen Stamm erreichte. Er kreiste einmal um ihn herum, und kauerte sich dann in seinem Schatten zusammen, die Augen fest auf die Wiese gerichtet.

Das Dröhnen schwoll noch einige mal an und ab, bis er seinen Gegner endlich deutlich sehen konnte. Es war ein großes, rot-grünes Ungetüm, daß einen der aufrechten Riesen mit dem wechselnden Fell hinter sich herzog, und Wolken giftiger Dämpfe ausstieß. Grashalme wurden von ihm mühelos auf einer breiten Schneise zerfetzt und durch die Luft gewirbelt, ebenso kleinere Äste und die obere Schicht des Bodens, wo er kleine Hügel bildete. Ihn schauderte. Das Monster hatte ihn offensichtlich nicht richtig getroffen, sondern wohl nur gestreift. Seine Mutter hatte recht gehabt, seine Rüstung wäre höchstens ein schwacher Schutz gewesen gegen diese zerstörerische Kraft. Diesmal hatte er Glück gehabt. Beim nächsten Mal aber durfte er sich keine Panik, keine Schwäche leisten.

Beim nächsten Mal mußte er rennen, sofort wenn er den Lärm oder die Vibrationen vernahm, und bis er in sicherer Deckung war.

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--- ©bardo_eroticos, September 2012 ---

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