Leila – K/L 03

Der Captain erreichte das Ende der rechten Tischreihe, an der ein bulliger Mann saß, dessen Bulligkeit und Größe zwar gar nicht in Konkurrenz zu Baker mithalten konnte, jedoch Leila vor ihm wohl wie ein Kind wirken ließ.

„Dies ist Smith, unser Experte für große Waffen und alles was explosiv ist. Wenn er ruft: >In Deckung<, bitte unbedingt befolgen, sonst kann es mal schnell vorbei sein. Gerufen wird er mit: Crash.“

Crash, oder Smith, hatte wohl in seiner Vergangenheit viele Explosionen aus nächster Nähe erlebt. Sein Gesicht war von Narben und leichten Verbrennungen übersäht und er sah dadurch aus wie ein Monster. Haare hatte er keine mehr und ein Auge hatte er hinter einer Piratenaugenklappe versteckt, trotzdem grinste er Leila frech entgegen, was sein Gesicht noch mehr entstellte, so dass sie schnell den Blick abwandte.

War bestimmt ein langer, schmerzhafter Weg bis zum Experten…

Der Captain hatte den Tisch, wo sein leerer Stuhl sehnsüchtig auf seine Rückkehr wartet, umrundet und stellte sich hinter den hintersten Soldaten der linken Tischseite, diesem schönen, hasserfüllten Mann. Leila wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen, so ließ sie ihren Blick über den durchtrainierten Körper des Mannes schweifen, wobei ihr auffiel, dass sein rechter Arm und seine rechte Hand von einem schwarzen Lederüberzug verdeckt wurden. Als die Stimme des Captain wieder erklang, lauschte sie gespannt.

Wieso klopf mein Herz so schrecklich? Ist das Angst?

„Auf dieser Seite geht es weiter mit Henderson, er ist…“, der Captain stutzte kurz und wandte sich an den Mann, „wie genau soll man deine Aufgabe beschreiben? Hmm… sagen wir Speziallist für leichte Waffen und sonst ein Allround-Talent. Ein sehr fähiger Soldat und mein Stellvertreter. Sollten meine Gedärme irgendwann mal auf dem Schlachtfeld verstreut liegen, dann ist sein Befehl oberstes Gebot. Sein Rufname ist: Demon, wieso er so heiß könnt ihr ihn irgendwann selbst fragen, vielleicht erzählt er es euch dann als Gutenachtgeschichte“, erklärte der Captain, wobei er kurz den verdeckten rechten Arm von Henderson antippte.

Den werde ich sicherlich nicht nach seinem Spitznamen fragen…

Leila wusste, dass Henderson sie anstarrte und so überwand sie ihre Angst und blickte von seinem dunklen Arm auf. Augenblicklich trafen sich ihre Blicke und Leila zuckte zusammen, als die ungehemmte Feindseligkeit ihr entgegenschlug. Sie hielt den Atem an und hektisch ruckte ihr Blick zu Baker, hinter den der Captain nun getreten war.

Gott… wieso hasst er mich denn so? Was habe ich ihm getan?

„Baker habt ihr ja bereits kennen gelernt. Er ist uns Nahkampfexperte. Wir haben immer ein bisschen Mitleid mit den Dämonen, die sich seinen Schwertern oder Kettensägen entgegen stellen. Sein Rufname ist: Grizzly.“

„Für dich, Mädel, auch gerne Papa Bär“, brummte Baker gutmütig.

Baker war ein richtiger Koloss, über zwei Meter groß, fast so breit wie ein Schrank und sein Körper war mit Muskeln überzogen. Sein kantiges Gesicht blickte jedoch freundlich und gütig.

Den mag ich, merkte Leila, während sie den angehaltenen Atem entweichen ließ. Der Captain war hinter den letzten Mann am Tisch getreten, einen breitschultrigen, gut aussehenden Mann um die fünfundzwanzig Jahre. Er hatte kurze, braune Haare und ein schönes Gesicht, ohne irgendwelche Besonderheiten, alles passte irgendwie zusammen.

Doch nicht ganz so schön und vor allem nicht so interessant wie… den Hasser…, Leila unterdrückte das Verlangen Henderson wieder anzuschauen, vor allem weil sie befürchtete wieder diesem hasserfüllten Blick zu begegnen.

Dann würde ich kurzerhand aus dem Raum flüchten…

„Und dann ist hier noch Cabell, unsere Feldfunker. Wenn wir mal wieder überrannt werden, dann ist es in den meisten Fällen alleine ihm zu verdanken, dass uns ein Rettungshelikopter gerade noch aus der Dämonenmasse herausfischt oder ein gut gezielte Artillerieschlag unseren Feind in die Hölle schickt - wohin sie auch gehören. Sein Rufname lautet: Topgun.“

„Aye“, stimmte der Mann zu und machte ein grüßendes Zeichen mit zwei Fingern seiner rechten Hand, indem er die Finger in einer schnellen Bewegung zusammengepresst von seiner Schläfe aus wegführte.

„So, damit wären wir durch. Wir ihr bemerkt, ist hier noch ein Platz frei“, der Captain stellte sich hinter den freien Stuhl, der säuberlich bis an die Tischkante rann geschoben war und zog ihn zurück, „hier saß Ross, unser Scharfschütze, der leider nach unserer letzten Mission nicht mit heimgekehrt ist. Er war ein hervorragender Soldat und guter Freund.“ Allgemeines, andächtiges Schweigen erfüllte den Raum, nur Cabell, sagte ein leises, trauriges: „Aye….“

Schließlich räusperte sich der Captain und sagte laut:

„Gut, McKarsy, sie übernehmen Cabell Platz als Scharfschütze, nach den Aufgaben dieses Postens habe ich sie ausgesucht. Enttäuschen sie uns nicht, eine große Verantwortung liegt auf ihnen“, mit diesen Worten wies Jackson auf den freien Stuhl und Tom ging eilig zu seinem neuen Platz, so dass sich Leila ganz hilflos und einsam, so ganz alleine vor den Männern, vorkam.

„Wie sollen wir sie nennen? Haben sie einen Rufnamen, McKarsy?“

„Ähm… ja, Sir. Viper“, sagte Tom, verzichtete diesmal jedoch auf die Ausschmückung und irgend eine Form der Darstellung.

„Gut. Willkommen Viper, bei der Schwarzen Mamba.“

Zustimmendes Gemurmel erfüllten den Raum.

Dann wandte sich der Captain wieder Leila zu, ebenso alle Gesichter des Raumes, so dass die junge Frau schwer schluckte.

„Jetzt fehlt uns wohl ein Stuhl“, grübelte der Captain nachdenklich, als Bakers Stimme ertönte:

„Sie kann auf meinen Schoß sitzen, da ist genug Platz, Sir!“ während alle wieder lachten, streckte Leila Baker die Zunge raus, der ihr eine Kusshand zuwarf.

Alle? Nein, zwei nicht, wie Leila aus den Augenwinkeln bemerkte. Bei Jackson war das wohl angeboren, während sie beim zweiten nicht ganz sicher war, sich aber an irgendeine Form des Lächeln oder Lachens seinerseits auch nicht erinnern konnte.

Demon

„Nun, bis zur nächsten Einsatzbesprechung werden wir wohl noch einen Stuhl für L-1 auftreiben“, er runzelte die Stirn, „wie sollen wir dich nennen, wie ist dein Rufname, L-1 etwa?“

„Leila“, flüsterte sie nervös.

„Leila?“

„Ja.“

„Gut. Willkommen Leila, bei der Schwarzen Mamba.“

Diesmal waren die zustimmenden Rufe laute und voller Inbrunst.

Vielleicht wird es ja doch nicht sooo schlimm…

C.L. Jackson kehrte zu seinem Platz zurück, setzte sich jedoch nicht wieder hin, sondern blieb dahinter stehen.

„Hört, Männer“, er stockte und warf einen Blick auf Leila, „und Frauen…, so sieht unser Einsatzplan für die nächsten zwei Tage aus. Heute Abend: Rückkehr zum Trainingslager, Einquartierung der neuen Mitglieder. Morgen früh ein Rundgang für die Neulinge durch das Gelände.“

Jackson blickte Leo an: „Das übernimmst bitte du.“

Hunt nickte lächelnd und der Captain fuhr fort.

„Morgen früh für alle: Um Punkt 6.00 Uhr wird aufgestanden und dann ist Frühstück bis Punkt 7.00 Uhr. Danach wird trainiert und vor allem werden die beiden Neuzugänge in unsere Taktik eingeführt. Ich denke, dies wird bestimmt den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Am Abend treffen wir uns wieder für eine Einsatzbesprechung, da es übermorgen auf eine neue Mission in die Gelbe Zone B120-02 geht. Genaueres dann morgen Abend. Das wäre alles, wegtreten Männer. Der Transporter zum Trainingslager geht in dreißig Minuten, wer zu spät kommt, bleib hier.“

Mit diesen Worten entfernte sich der Captain und allgemeines Lärmen entstand, als sich die Schwarze Mamba in Bewegung setzt. Tom stand eilig auf und trat an Leilas Seite, er lächelte ihr aufmunternd zu, was die junge Frau herzlich erwiderte. Schließlich trat Leo auf die beiden jungen Leute zu, die etwas hilflos im Raum standen.

„Soll ich euch zum Transporter begleiten? Wäre doch schade, wenn ihr direkt am ersten Tag wieder weg sein würdet, wo bleibt denn da der Spaß?“ fragte er lächelnd und die beiden stimmten dankbar zu.

Kurz bevor sie den Besprechungsraum verließen, drehte sich Leila noch mal um und ließ den Blick durch den nun ohne die vielen großen Männer so kahl wirkenden Raum schweifen.

Die Stühle standen wirr umher.

Wird vielleicht das nächste Mal ein Platz leer bleiben?

Oder wird das nächste Mal vielleicht gar kein neuer Stuhl für mich benötigt?

Ein Schaudern durchlief ihren Körper, dann umfasste Tommys warme Hand die ihre und sie ließ sich bereitwillig aus dem Raum ziehen, hinein in eine neue Welt, eine Welt, die sie sich nicht ausgesucht hatte, jedoch für die sie bestimmt war…eine Welt, einzig für die sie geschaffen war.

-= Fortsetzung folgt… bald :-) =-

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