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Gegensätze

Karin wurde immer wilder und ungestümer und kam schließlich zu ihrem Höhepunkt, als Vero ihre Brustwarzen packte und in die Länge zog.

"Aaaahhh, Bernie, ja, ja, mehr, hör bloß nicht auf. Mach weiter, immer weiter!", schrie sie ihre Lust heraus.

Veronika war fast erschrocken, als sie die wilden Ausbrüche ihrer Freundin vernahm. Also doch! Karin war doch nicht so unnahbar, wie sie sich immer gab. Und dass sie Bernhards Namen heraus schrie, ließ tief blicken.

Karin kam allmählich wieder herunter und sah, dass Veronika sie angrinste.

"Also doch", meinte sie süffisant, "ganz so egal kann dir Bernie doch nicht sein, denn sonst hättest du nicht so heftig reagiert. Das lässt tief blicken, meine Kleine."

Karin hasste es, wenn Vero sie so nannte. Nur weil sie älter und größer war, hatte sie noch lange nicht das Recht dazu.

"Ach Vero, jedes Mal wenn ich daran denke, dass er mich mit seinen Händen berühren würde, dann kriege ich eine Gänsehaut. Du weißt doch, was sein Beruf ist. Was er da alles anfassen muss."

"So ein Quatsch, Karin. Er ist eigentlich nur Gärtner und Landschaftsgestalter. Nun gut, er hebt die Gräber aus und macht sie wieder zu, aber mit den Verstorbenen hat er gar nichts zu tun. Du hast einfach eine zu blühende Phantasie. Also ich hab mich gerne von ihm im Arm halten lassen. Das war einfach nur ein gutes Gefühl und ich hätte nichts dagegen, wenn es mal zu einer Wiederholung käme."

Wieder verspürte Karin einen leichten Stich in der Brust. Ihre Freundin schwärmte von dem Kerl, den sie nicht ausstehen konnte. Nun, sie hatte ihn sich auch schon öfter genauer angeschaut und außer seinem Beruf gab es eigentlich keinen Grund, warum er ihr unsympathisch sein sollte. Aber sie hatte nun einmal ihre vorgefasste Meinung und Überzeugung und würde den Teufel tun, zuzugeben dass sie vielleicht auf dem falschen Dampfer war.

* * *

Bernhard hatte endlich Feierabend. Den ganzen Tag war auf dem Friedhof im Nachbardorf gewesen, hatte die Wege zwischen den Gräbern hergerichtet und von Unkraut befreit, den Rasen gemäht und die Sträucher und Büsche wieder in eine ansehbare Form gebracht und mit Fabrizio die losen Randsteine einer Grabumrandung wieder neu einbetoniert. Zufrieden blickte er um sich und musste leicht lächeln, als ihm einfiel, was Armin in seiner leicht sarkastischen Art letztens zu ihm gesagt hatte. Er wäre doch im Dorf der größte und bedeutendste Unternehmer, denn kein anderer hätte soviel Leute "unter" sich wie er. So konnte man das natürlich auch sehen.

Jetzt noch schnell im Markt ein paar Kleinigkeiten besorgen, einen großen Cappuccino genießen und ein wenig sinnieren. Vielleicht würde ihm ja noch der eine oder andere attraktive Blickfang begegnen.

Man gönnte sich ja sonst nichts.

* * *

Karin Frerichs kam mit ihrem vollen Einkaufswagen aus dem Kassenbereich und hatte schwer an der überladenen Karre zu schieben. Und Bernhards Laune hob sich schlagartig, als er seine Traumfrau erblickte. Meine Güte, was schaute sie heute wieder gut aus. Ein buntes, leichtes Sommerkleid, das ihr bis über die Hälfte ihrer Waden reichte, schmeichelte ihrer Figur und den sexy Beinen. Es gab ihren Hüften und ihrem knackigen Popo einen besonderen Schwung und modellierte ihren festen, mittelgroßen Busen zu einem besonders erregenden Blickfang. Und als er ihr ins Gesicht schaute, da war Bernhard hin und weg. Rote, sinnliche und sanft geschwungene Lippen, die zum Küssen einluden, braune Augen hinter einer großen modischen Brille, in denen er am liebsten versinken wollte und verstuweltes dunkelbraunes Haar, das er so gerne mit seinen Fingern durchwühlt hätte, ließen in sehnsuchtsvoll dreinschauen und in einem Tagtraum versinken.

* * *

Karin hatte scheinbar mitbekommen, dass Bernhard sie verträumt anschaute, denn sie war vor dem großen Fenster, an dem er saß, stehengeblieben und schaute ihn unwillig mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Sie mochte ihn immer noch nicht, trotz Veronikas Versuchen, ihn ihr symphatisch erscheinen zu lassen, aber noch weniger gefiel ihr, dass er sie mit sehnsuchtsvollem Blick wie ein verliebtes Mondkalb anglotzte.

Nach einigen Augenblicken, in denen sie irgendetwas überlegte, ließ sie ihren Wagen stehen und kam schnellen Schrittes in das Café und auf seinen Tisch zu. Sie stemmte die Hände in die Seiten und schaute ihn streng an.

"Darf ich Sie mal fragen, warum Sie mich ständig so unverschämt anstarren, Herr Rittner?"

Mist, sie hatte ihn erwischt!

Nun war es soweit. Jetzt musste er, wie man so treffend sagt, die Hosen herunter lassen und offenbaren, was Sache war. Er atmete tief durch und schaute Karin offen an.

"Ich starre Sie nicht unverschämt an, Frau Frerichs. Nein ich schaue Sie voller Bewunderung an, weil Sie eine wunderschöne und attraktive Frau sind. Sie interessieren mich ganz einfach und ich bin von Ihnen fasziniert."

Jetzt war es heraus und Bernhard konnte nicht mehr zurück.

Karin Frerichs schnappte überrascht nach Luft, dann blaffte sie ihn an.

"Ach was! Ich bin also interessant für Sie. Was würden Sie denn mit mir anstellen, wenn Sie so dürften, was sie sich in ihrer kranken Fantasie so vorstellen, häh, wie?"

"Das kann ich ihnen nicht sagen, Frau Frerichs, denn . . . "

"Papperlapapp", unterbrach ihn Karin barsch, die sich so langsam in Rage geredet hatte, "Sie sollen es mir zeigen, Herr Rittner, von sagen hab ich nichts gesagt!"

"Das kann ich erst recht nicht, denn sie haben einen guten Ruf im Dorf und das bedeutet mir sehr viel und . . ."

"Ausflüchte, Herr Rittner, nichts als Ausreden. Aber so seid ihr Männer halt nun mal. Ein großes Mundwerk, ständig leere Versprechungen, aber am Ende zieht ihr den Schwanz ein und seid nichts weiter als kleine Feiglinge."

Karin drehte sich um und wollte gehen.

Das war jetzt doch zu viel für Bernhard. Eigentlich war er sehr zurückhaltend und schüchtern, aber das war des Guten zu viel. Er schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, dass es laut klatschte und stand auf.

"Moment mal, Karin, so nicht!", stieß er hervor.

Karin Frerichs drehte sich überrascht um. Wie kam Herr Rittner dazu, sie einfach so zu duzen? Sie hatten doch nicht zusammen im Sandkasten gespielt. Schon wollte sie lospoltern, aber Bernhard schnitt ihr das Wort ab.

"Also, Karin, ich lasse mir ja viel nachsagen und es mag sein, dass einiges davon stimmt. Aber ein Feigling bin ich nicht. Ich kann dir zeigen, was ich mit dir anstellen würde, wenn ich so dürfte wie ich gerne wollte. Du willst es ja unbedingt wissen, also werde ich es dir demonstrieren,"

Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr, nahm ihren Kopf sanft aber nachdrücklich zwischen seine beiden kräftigen Hände und näherte sich ihrem Gesicht. Karin riss überrascht die Augen auf und presste ihre Lippen fest zusammen, als Bernhard immer näher kam. Sie spürte seinen warmen Atem in ihrem Gesicht und schloss schaudernd ihre Augen. Was hatte dieser Kerl denn vor? Sie war drauf und dran das zu bedauern, was sie zu ihm gesagt hatte. Er konnte sie doch wohl nicht vor dem ganzen Dorf blamieren? Sie legte ihre Hände flach auf seinen Brustkorb, um ihn energisch wegzuschieben.

Urplötzlich war es im Café mucksmäuschenstill geworden und alle Blicke richteten sich auf das, was sich da vor ihren Augen abspielte.

Bernhard berührte mit seinen Lippen Karins Mundwinkel und begann ihre zusammengepressten Lippen mit kleinen, zärtlichen Küssen zu bedecken. Er spürte, wie sie erzitterte, dachte aber im Traum nicht daran, sein "schändliches Werk", wie sie es wahrscheinlich bezeichnen würde, zu unterbrechen oder gar zu beenden. Plötzlich bemerkte er, wie sich Karins Verspannung lockerte. Ihre Lippen wurden weich und nachgiebig.

Bernhard fuhr mit seiner Zungenspitze sanft und zärtlich über Karins volle und sinnliche Lippen. Es war ihm, als wäre er im Himmel. Endlich konnte er der Frau, in die er schon seit Jahren rettungslos verliebt war zeigen, was sie ihm bedeutete und was er für sie empfand.

Er bemerkte, wie der Druck ihrer Hände gegen seinen Brustkorb schwächer wurde und wie sich sich unvermutet an ihn lehnte. Ihre Lippen öffneten sich ein klein wenig, er griff sich mit seinen Zähnen ihre Unterlippe und saugte leicht an ihr.

"Hab ich dich, Schatz", murmelte er, legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie leicht zu sich her. "Meine Güte, Karin, ich liebe dich schon so lange und endlich kann ich dir zeigen, was du mir bedeutest."

Karin erzitterte, als sie diese Worte vernahm und die Wärme spürte, die von Bernhards Körper ausging. Eine Welle unterdrückter Erregung ging durch sie hindurch und plötzlich hatte sie das irrationale Verlangen nach mehr. Seine zärtlichen Küsse und das forschende Tasten seiner Zunge ließen sie vergessen, dass sie ihn eigentlich gar nicht ausstehen konnte.

Jedenfalls war sie bis eben dieser Auffassung gewesen, aber Bernhards Zärtlichkeiten ließ all ihre Ressentiments auf der Stelle verschwinden. Hoffentlich hörte er so schnell nicht auf damit.

Bei Reto, ihrem Ex-Mann, waren solche Zärtlichkeiten so gut wie nie vorgekommen. "Er" gab das Tempo vor, er bestimmte, was geschah und sie hatte sich leider viel zu oft gefügt. Und jetzt kam dieser "Kisten-Bernie" daher, den sie eigentlich kein bisschen ausstehen konnte und küsste sie auf eine Art und Weise, die sie ihm niemals zugetraut hatte. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, ihn zurecht zu weisen und vor seinen Freunden zu blamieren, aber auf einmal hatte sie ganz andere Intentionen.

Es fühlte sich verdammt gut an, gegen ihn gelehnt zu sein und seine kräftigen Hände, die so sensibel und sanft streicheln konnten, auf ihrem Rücken zu spüren. Karin führte ihr Hände, mit denen sie ihn hatte wegschieben wollen, über seinen Brustkorb nach unten und legte sie um seine Hüften. So schnell würde sie ihn jetzt nicht mehr loslassen, das war ihr vollkommen klar. Mochten seine und auch ihre Freunde jetzt auch über sie denken, was sie wollten. Das war ihr aber auch egal.

* * *

"Ich hätte eigentlich erwartet, dass Karin ihm jetzt eine klatscht, so wie Silke damals dir eine betoniert hatte", meinte Jürgen ein klein wenig enttäuscht zu Gregor. Nicht dass er es Bernhard gegönnt hätte, nein, aber jetzt tendierte die Geschichte in eine ganz andere Richtung, als er auf seinem Plan gehabt hatte. Mist, all die vielen Gedanken und Überlegungen für die neue Geschichte waren jetzt für die Katz. Bei keinem von ihnen war der Beginn der Beziehung komplikationslos über die Bühne gegangen. Elvira und er hatten mehr als ein Jahr gebraucht, bis sie sich gefunden hatten, Gregor und Silke waren auch so ein komplizierter Fall gewesen. Und wie die Sache bei Armin und seiner Partnerin abgelaufen war, darüber ließen die beiden kein Wörtchen verlauten. Sie hatten sie kennengelernt und wussten, dass sie mehr als 30 Jahre auseinander waren, so dass sie zuerst angenommen hatten, dass sie Armins jüngere Tochter war, aber diese Annahme konnte ziemlich schnell zu den Akten gelegt werden, denn so wie er seine Partnerin geküsst hatte, so küsste man seine Tochter ganz bestimmt nicht. Armin war in der letzten Zeit ziemlich oft bei ihr im Rheintal und hielt sich nur noch selten in seiner Heimatgemeinde auf (diese Geschichte wird noch folgen).

Wie Karin zu Bernhard stand und was sie von ihm hielt, war allen wohlbekannt. Sie hatte es oft und lautstark kundgetan und mit ihrer Antipathie für ihn nicht hinter dem Berg gehalten.

Gut, es gab seit ihrer Scheidung keinen Mann, der ihr auch nur annähernd symphatisch war, aber an Bernhard konnte sie sich, Dank ihrer vorgefassten Meinung von ihm, so richtig schön abarbeiten. Nun stand sie an ihn gelehnt, genoß seine Umarmung, seine zärtlichen und liebevollen Küsse und betete darum, dass er sie sobald nicht wieder losließ.

Und Bernhard dachte nicht im Traum daran, diese bezaubernde Frau, die er endlich in seinen Armen halten konnte, wieder loszulassen. Nicht um alles in der Welt. Er schwebte auf Wolke Sieben, als er spürte, wie Karin seine Küsse auf einmal erwiderte.

Nach einer schier endlosen Zeit löste sich Karin von Bernhard, seufzte tief auf und schaute ihm in die Augen.

"Warum, Bernhard? Warum und warum gerade ich? Es gibt doch so viele junge und hübsche Frauen bei uns, also warum gerade ich?" fragte sie ihn.

"Ja, die gibt es," meinte er, "Hübsche gibt es sehr viele, aber keine so wie dich, Karin. Du bist wunderschön und ich habe mich schon vor vielen Jahren in dich verliebt. Zuerst eigentlich nur in dein Gesicht, denn das ist mir sofort aufgefallen. Dein Lachen, deine Mimik je nach deiner Laune, dein Temperament, all das ist mir aufgefallen. Und deine schicke Frisur, die dich um glatt 15 Jahre jünger macht, als du wirklich bist."

Karin wurde rot, als sie Bernhards Worte vernahm. Also so hatte ihr noch niemand gesagt, dass sie eigentlich schon etwas älter war.

Bernhard bemerkte, wie sich Karins Augenbrauen zusammen zogen und sie ihre Stirn in Falten legte.

"Halt, Karin, bevor du mit mir schimpfst. Du bist nicht alt, für mich bist und bleibst du jung und schön. Alt ist nur derjenige, der sich so gibt und bei dem es die anderen wahrnehmen. Aber nicht du. Du hast das Temperament eines Teenies, die Schönheit eines Twens, bist aber doch eine durch und durch faszinierende Frau. Zuerst habe ich in der Tat nur auf dein Gesicht geachtet, aber mit der Zeit habe ich immer mehr an dir entdeckt, was mich ebenso begeistert hat."

Karin wurde rot. So hatte noch niemand zu ihr gesprochen. Jetzt wollte sie aber genau wissen, was er damit meinte.

"Ach ja? Jetzt möchte ich doch zu gerne wissen, was du so alles an mir gesehen hast!", sagte sie und schaute dabei tief in seine dunklen Augen.

Jetzt war es an der Zeit, dass Bernhard rot wurde. Niemals hatte er gedacht, dass er Karin so nahe kommen würde, um all seine Geheimnisse, die er tief in seinem Innersten versteckt hatte, preisgeben zu müssen. Aber er hatte sich dazu entschlossen, also gab es kein Zurück mehr. Und egal, was kommen würde, er würde sich jetzt "seiner" Karin voll und ganz offenbaren. Dann würde er endlich sehen, ob ihre Abneigung gegen ihn gespielt war, oder ob sie ihn wirklich nicht mochte. Aber so wie sie an ihn gelehnt stand und ihn vor allen Gästen im Café anschaute, war ihm schon klar, dass er ihr wohl nicht ganz gleichgültig war.

Er nahm all seinen Mut zusammen, dann begann er.

"Wie gesagt ist mir zuerst dein Gesicht aufgefallen, aber mit der Zeit habe ich dich genauer betrachtet und immer mehr an dir bemerkt. Deine zierlichen, zarten Füße und die schlanken, aber wohlgeformten Beine. Dann dein voller runder Popo, der unanständige Gedanken in mir hervorgerufen hat, wenn du mit sanft schwingenden Pobacken vor mir hergelaufen bist."

Karin lief vor Verlegenheit rot an, aber auch, weil diese Wort Gefühle in ihr hervorriefen, bei denen es sie heiß und kalt den Rücken entlang fuhr. Hoffentlich hatte niemand im Café mitbekommen, was Bernhard zu ihr gesagt hatte. Aber er hatte es ihr so leise ins Ohr geflüstert, dass keiner auch nur ein Wort verstanden hatte.

Aber Bernhard war noch nicht fertig.

"Dann deine fraulichen Hüften, die ich schon damals so gerne umfasst hätte und dein niedlicher runder Busen, der unter deinen T-Shirts so plastisch vortrat, vor allem, wenn du keinen BH getragen hast."

Karins Rot verstärkte sich um eine Stufe. Was dem Kerl alles so aufgefallen war an ihr und sie hatte niemals etwas davon gemerkt.

"Und als Krönung über allem dein Gesicht, in das ich mich unsterblich verliebt habe und es immer noch bin."

Er machte eine kleine Pause.

"So, nun ist es heraus. Jetzt liegt es an dir Karin, was daraus wird. Ich habe all das gesagt, was mir auf dem Herzen und auf der Seele lag."

Jetzt war es an Karin zu schlucken und einmal nachzudenken. So etwas war vollkommen überraschend für sie gewesen. Nicht doch von Bernhard, den sie ja eigentlich nicht leiden konnte und es auch nie verborgen hatte, dass er ihr unsympathisch war. Und wenn sie jetzt so überlegte, fiel ihr kein Grund ein, warum es so war. Gut, er war Bestatter und ein paar Jahre jünger als sie, aber waren das wirklich Gründe, um ihn abzulehnen? Seine Worte waren ihr durch und durch gegangen, denn so etwas hatte noch niemand zu ihr gesagt, nicht einmal ihr Ex-Mann.

Karin schaute ihn etwas genauer an und erkannte, dass Veronika in Bernhard etwas erkannt hatte, was ihr bisher verborgen geblieben war. Jetzt konnte sie aber auch ihre Freundin verstehen, die gemeint hatte, dass es ein gutes Gefühl gewesen war, in Bernhards Armen zu liegen und sie sich eine Wiederholung gut vorstellen konnte. Verdammt, jetzt konnte sie es Veronika nachfühlen. Sie wollte auch nicht, dass er sie wieder losließ.

Sie blickte in Bernhards dunkle Augen und schwankte ein wenig. Er spürte es, fasste ein klein wenig fester zu und stützte sie. Karin lehnte sich an ihn und seufzte.

"Kannst du mir vielleicht noch einmal zeigen, wie sehr du mich magst,

Bernhard?"

Er machte große Augen.

"Bist du dir sicher, Karin? Vor all den anderen hier?"

Sie nickte.

"Es gibt nichts auf der Welt, was ich lieber täte, mein Schatz und die ganze Welt soll es sehen und vor Neid erblassen."

Bernhard beugte sich zu ihr und sie küssten sich so innig und leidenschaftlich, dass sie ihre Umwelt komplett vergaßen.

Jürgen und Gregor hatten Probleme damit, das Ganze zu verarbeiten und Armin lehnte sich zufrieden in seinen Stuhl zurück und meinte nur "na, also, es geht doch."

"Sagt mal, weißt du etwas, was wir nicht wissen, Armin?", fragte Gregor misstrauisch.

"Ich weiß nur, was ich sehe und das reicht mir", bekam er als Antwort.

"Geht es wieder, Schatz?" wollte Bernhard wissen.

"Ich glaub, ich muss mich ein wenig hinsetzen, Bernie, ich hab ganz weiche Knie."

Er führte sie zu einem freien Tisch und holte zwei Tassen Kaffee am Tresen. Und dann redeten sie fast eine Stunde lang über all das, was sie bewegte und was ihnen auf dem Herzen lag. Und mit einem Mal sahen sie sich mit ganz anderen Augen.

Dann half Bernhard ihr, ihre Einkäufe im Auto zu verstauen. Karin lehnte sich an ihn und fragte: "Wartest du morgen früh wieder auf mich, wenn ich zur Arbeit fahre?"

Hatte sie es also doch mitbekommen, dass er jeden Morgen vor seiner Firma stand und scheinbar noch etwas frische Luft genießen wollte. Dabei hatte er immer nur auf sie gewartet und wenn sie einmal nicht vorbeikam, dann war sein Tag nur halb so schön.

"Natürlich werde ich auf dich warten, Schatz, so wie immer halt."

Karin lief es warm den Rücken hinunter, als sie dieses Kosewort vernahm. Bei Reto hatte es immer nur "Frau" oder "Karin" geheißen. Es traten ihr Tränen in die Augen, dass sie Bernhard, der so sanft und zärtlich zu ihr war, immer nur mit Verachtung gestraft hatte.

Bernhard verspürte ihre Reue und schloss sie fester in seine Arme.

"Sei nicht traurig, mein Engel, alles ist gut. Dir kann ich einfach alles verzeihen, weil ich dich so sehr liebe. Wir sehen uns morgen früh, ich werde auf dich warten."

Er küsste sie zärtlich und ausdauernd und Karin erwiderte seine Zuneigung auf die gleiche Weise. Und beiden entging, dass Veronika, die ihren Wagen ein paar Stellplätze weiter geparkt hatte, sie mit weit aufgerissenen Augen fassungslos anstarrte, weil sie etwas sah, was sie sich niemals hatte vorstellen können. Karin bekam von Bernhard das, was sie sich gewünscht hatte.

Dann musste Karin nach Hause, da Pirmin bald von der Schule kommen würde und etwas zum Mittagessen brauchte. Mit ihrem Sohn musste sie auch noch ein paar Worte reden, denn er sollte nicht unvorbereitet von der veränderten Situation überrollt werden.

Bernhard ging zurück ins Café und wie er es erwartet hatte, wurde er von Gregor, Jürgen und Georg gleich mit neugierigen Fragen überhäuft. Nur Armin sagte nichts und lächelte ihn leicht an. Aber der war ja auch eine Generation älter als die anderen und Bernhard hatte in einem Gespräch mit ihm erfahren, was dessen Lebenssituation war und den Rat bekommen, alles auf sich zukommen zu lassen. Und nur die Bemerkung Karins, dass er ein Feigling sei, hatte ihn seine Zurückhaltung vergessen lassen und ihn aus der Reserve gelockt. Und wie er jetzt meinte, zu seinem Glück verholfen. Nach einem längeren und intensiven Meinungsaustausch machte sich Bernhard zufrieden auf den Heimweg.

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