Begegnung am Baggersee Teil 01

‚Da wollten die doch wirklich noch mit mir verhandeln, ob sie noch was wach bleiben dürfen. Als wenn der Tag nicht schon lang genug war. Ich hatte ihnen versprochen, dass sie morgen wieder miteinander spielen können. Habe ich zu viel versprochen?'.

‚Nein, hast du nicht. Natürlich können die beiden sooft zusammenspielen, wie sie möchten oder Heike?'.

‚Liebend gern, wenn euch das nicht zu viel wird'.

‚Dann schicken wir sie zu dir, dann haben wir Ruhe', lachte ich. Damit war das Thema vom Tisch.

Kerstin erzählte nun von ihrer Woche und dass sie wieder von einem Mann begrabscht wurde und dass sie ja nichts dagegen hätte, wenn ihr ein Mann an den Hintern fasst, sie ihn aber schon besser kennen wollte. Sie erzählte das wieder in ihrer lockeren Art, dass wir grinsend zuhörten, obwohl das Thema eigentlich nicht zum Grinsen war.

Heike hatte ihre Flasche Wein zur Hälfte geleert und sie wurde anscheinend lockerer und erzählte dann auch noch aus ihrer Zeit, als sie zeitweise in einem Swingerclub hinter der Bar ausgeholfen hatte, was da so alles abgegangen ist. Sie konnte es auch sehr gut schildern. Monika lag schon länger wieder schräg auf mir und genoss meine Hände.

Dann musste ich die Frage einfach loswerden: ‚Heike du wurdest heute Nachmittag plötzlich traurig. Was war los?'.

Sie druckste herum. Mittlerweile sahen alle auf sie und erwarteten, dass eine Antwort kam.

‚Ich bin eine Schauspielerin', sagte sie dann gepresst. Wir sahen sie fragend an.

‚Was ich jetzt erzähle, darf nicht nach außen getragen werden. Versprecht ihr mir das?'. Wir versprachen es.

‚Ich bin seit zwei Jahren eine Schauspielerin. Mein Mann ist nicht dauernd unterwegs, weil er einen entsprechenden Job hat, sondern lebt bei einer anderen Frau'.

Tränen liefen über ihr Gesicht. Kerstin zog Heike zu sich auf die Schaukel, so dass sie wie Monika bei mir lag und streichelte über ihr Gesicht.

‚Er hatte damals wirklich einen neuen Posten bekommen und musste viel reisen. Allerdings wusste ich nicht, dass ihn dabei sehr oft seine Sekretärin begleitete. Ihr merkt schon: der Klassiker. Wie es dann auch kam, dass er mit der knapp Zwanzigjährigen im Hotelbett landete. Das ging dann so ein halbes Jahr gut, bis ich davon Wind bekam.

Er stritt es gar nicht ab. Es hätte sich mit der Zeit so ergeben. Er eröffnete mir dann auch, dass er mit der Freundin eine Wohnung nehmen wollte und bei mir ausziehen. Das Haus gehört mir, ich hatte es von meinem Erbe gekauft. Er überweist mir jeden Monat einen Betrag, so dass ich damit einigermaßen über die Runden komme. Theoretisch müsste ich mir wieder einen Job suchen, wenn da Kim nicht wäre. Mein Mann lässt sich ab und zu mal sehen, aber nur wegen Kim. Wenn er übernachtet, dann im Gästezimmer. Du bekommst ja sicherlich auch mit, Sebastian, wie wenig sein Auto vor der Tür steht. Und wie schwierig es ist, noch mit einem kleinen Kind über die Runden zu kommen, da kann Monika sicherlich sehr gut mitreden'.

Sie stockte wieder mit ihren Ausführungen und weinte leise. Kerstin nahm sie nun mehr in ihren Arm und küsste ihre Tränen aus dem Gesicht. Heike schmiegte sich an Kerstin und weinte weiter. Mir tat Heike leid. Sie war wirklich eine gute Schauspielerin. Ich zumindest hatte die ganzen Monate keinen Verdacht geschöpft. Für mich selbst war erschreckend, dass ich in kürzester Zeit zwei Frauen kennengelernt hatte, die alleinerziehend sind. Auf wieviele Frauen trifft das wohl zu? Ich drückte Monika an mich. Sie drückte meine Hände und schien zu wissen, an was ich dachte.

‚Ich bin so froh, dass ich dich kennengelernt habe', flüsterte sie mir ins Ohr.

Kerstin streichelte Heikes Rücken und ihren Hinterkopf. Heike brauchte jetzt einfach jemanden, an den sie sich anlehnen konnte. Darin hat Kerstin jahrelange Erfahrung mit ihrer Schwester. Kerstin flüsterte Heike etwas ins Ohr. Heike nickte kurz darauf. Ich hatte eine Ahnung, was gleich passierte.

‚Kann ich die beiden Mäuse in eure Obhut geben? Ich werde mit Heike gleich zu ihr gehen und bei ihr schlafen', sagte Kerstin.

‚Selbstverständlich', sagte Monika und sah mich an. Ich nickte ihr zu. Die beiden Frauen standen auf und zogen sich notdürftig an.

‚Morgen früh um zehn zum Frühstück?', fragte ich.

‚Ja gerne', sagte Heike, ‚ich wünsche euch eine schöne Nacht. Morgen reden wir weiter, ja?'.

‚Euch auch eine gute Nacht. Und versucht, noch etwas Schlaf mitzubekommen'.

Beide drückten uns, als sie das Haus verließen. Wir ließen alles so stehen und gingen auch ins Bett, nachdem wir noch mal bei Nadine und Kim nachgesehen hatten.

‚Hatte deine Schwester auch was mit anderen Frauen, außer mit dir?'.

‚Ich weiß es seit heute Abend nicht mehr genau. Ich war bisher der Meinung, dass sie sich nur zu Männern hingezogen fühlt. Aber wer weiß es schon genau. Wir werden es morgen erleben'.

‚Machen wir jetzt auch die Augen zu?', wollte ich wissen.

‚Ja, aber nur, wenn du da weiter machst, wo du bei Heikes Erzählungen unterbrochen wurdest'. Ich lächelte.

‚Gute Nacht, Spatz. Es war ein ereignisreicher Tag'.

‚Schlaf gut, mein Liebling'.

Monika kuschelte sich an mich.

[Ende Teil 1]

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