Die schöne Keltin Teil 02

Da sie als Stammesführerin sich nicht selbst trauen konnte, musste ihr Vater als ihr Stellvertreter die Trauung vollziehen und er tat dies auch mit großem Stolz.

„Kann ich jetzt noch bei Euch wohnen?", sprach Rhiannon nach der Trauung Icauna an.

„Warum nicht?", war Icaunas Antwort.

„Ich vögle mit deinem Mann. Zwar haben wir seit deiner Rückkehr vor allem gemeinsam Sex, aber seit ihr verheiratet seid, finde ich das nicht mehr ganz angebracht", erklärte die Druidin ihr Unbehagen.

„Rhiannon, was hat sich denn geändert. Wir hatten zusammen Spaß, als wir noch nicht verheiratet waren, obwohl Camulos und ich schon fest zusammen waren. Mich hat das nicht gestört und mich wird es auch in Zukunft nicht stören", antwortete sie ehrlich.

Schließlich beschlossen die zwei Frauen, alles so zu belassen, wie es war. Einzige Ausnahme war die Hochzeitsnacht, in der sich die Druidin zurückgehalten hat. Ansonsten setzten sie ihre Beziehung zu dritt fort, so wie sie es zuvor getan hatten.

Icauna dachte mit Freude an die Hochzeitsnacht zurück. Diese Nacht war etwas ganz Besonderes. Seit sie wussten, dass Icauna schwanger war, haben sie weiter miteinander geschlafen. Allerdings war Camulos dabei immer sehr vorsichtig und rücksichtsvoll gewesen. Die harten Ficks holte er sich bei Rhiannon.

Aber in der Hochzeitsnacht war ihr Liebster besonders liebevoll und romantisch. Er hatte die Hütte mit unzähligen Kerzen beleuchtet und im Inneren ihres Hauses eine Vielzahl von bunten Blütenblättern verteilt. Es duftete herrlich und es sah wunderschön aus. Icauna war selbst davon überrascht, wie sehr ihr das gefiel und wie viel ihr das bedeutete, dass er sich so viel Mühe gab. Sie hatte sich immer für die nüchterne, harte Kämpferin gehalten, die sich aus Romantik wenig machen würde. Aber offenbar war sie tief in ihrem Inneren doch mehr Mädchen geblieben, als sie vermutet hatte. Sie war vor Rührung fast den Tränen nahe und umarmte Camulos innig und drückte ihn an ihre Brust.

„Ich liebe dich Camulos. Ich war immer schon unsterblich in dich verliebt!", hauchte sie ihm in sein Ohr.

Ja, mit ihm konnte sie noch das unbeschwerte, junge Mädchen sein, das mit ihm zusammen am Bergsee die Sexualität entdeckt und erkundet hat. Genau dieses Mädchen kam nun wieder zum Vorschein, als sie von seinen romantischen Bemühungen ganz gerührt war. Diese Momente, in denen sie eben dieses unbeschwerte Mädchen sein konnte, gaben ihr unheimlich viel Kraft und nur für diese lebte sie.

Er zog sie und dann auch sich selbst aus und sie legten sich auf das Lager. Er war gerade dabei ihren Bauch zu streicheln, als sie einen Tritt des Kindes gegen die Bauchdecke spürte. Sie hatte es schon erwartet, da Rhiannon ihr erklärt hatte, was geschehen würde und sie damit auf die Veränderungen vorbereitet hatte. Dass aber genau in dem Moment, in dem sie den ersten Tritt des Kindes spürte, auch Camulos die Hand auf ihrem Bauch haben würde und den Tritt genauso spürte, war einfach perfekt. In diesem Moment wusste sie, dass alles gut gehen würde. Das konnte nur eine Botschaft der Götter sein.

In dieser Nacht liebten sie sich in der Löffelchen-Stellung, wie sie es meistens taten, seit Icaunas Bauch allmählich hinderlich zu werden schien. Durch die Schwangerschaft war sie auch deutlich erregbarer. Die Höhepunkte waren nicht mehr so intensiv, da sich auch die Lust nicht mehr so unendlich lange anstaute. Dafür aber waren sie häufiger und manchmal hatte sei eine ganze Serie von Orgasmen direkt hintereinander. Auch das war ein neues und sehr intensives Empfinden.

Icauna blieb im Winterlager. Auch wenn sie gerne selbst an vorderster Front mitgekämpft hätte, Rhiannon hatte ihr das entschieden verboten und sie sah auch selbst ein, dass sie nun die Aufgabe hatte, dieses Kind ihrer Liebe mit Camulos auf die Welt zu bringen. Zum ersten Mal in ihrem Leben beugte sich der Wirbelwind Icauna der Vernunft. Aber in diesem Fall ging es nicht mehr um sie, sondern um ihr ungeborenes Leben.

Die Stammesführerin hielt weiterhin über Boten sehr engen Kontakt mit Tethra und den anderen Stammesführern. Durch die Distanz hatte sie deutlich mehr Zeit, sich die Aktionen zu überlegen und sie koordinierte die verschiedenen Stämme so gut, dass die Römer immer mehr in Bedrängnis gerieten. Während die Kelten so gut wie keine Verluste verzeichneten, erlitten die Römer meist herbe Niederlagen.

Schließlich kam der Tag der Geburt. Als die Wehen einsetzen und die Fruchtblase platzte, zogen sich Icauna und Rhiannon in die Hütte zurück. Die Geburt ihres ersten Kindes zog sich in die Länge und die Keltenführerin schrie unter den Schmerzen mehrmals auf, aber am Ende waren Mutter und Kind wohlauf. Rhiannon war ihrer Freundin eine wundervolle Hebamme und betreute sie liebevoll und kompetent. Icauna hatte einen gesunden Sohn zur Welt gebracht, der schon bald zum Stolz von Camulos aber auch der Großeltern wurde.

Kapitel 25

Icauna widmete sich liebevoll ihrem Kind und koordinierte gleichzeitig den Widerstand gegen die Römer. Der kleine Rudianos entwickelte sich prächtig. Fünf Monate nach der Geburt stellte Icauna ihn von Muttermilch auf leichte Kost um und war damit etwas freier in ihren Bewegungen. Immer öfter ließ sie ihn bei Rhiannon und Camulos, um ab und zu zu einem der benachbarten Stämme zu reiten.

Eines Tages kam ein Bote mit der Nachricht, die Römer würden Friedensverhandlungen anbieten. Sie würden aber nur mit dem Teufelsweib verhandeln, womit natürlich Icauna gemeint war. Diese rief daraufhin alle Stammesführer zu einem Treffen zusammen. Sie wollte sich mit ihnen absprechen und wissen, was die anderen darüber dachten.

„Icauna soll die Verhandlungen führen. Das wollen nicht nur die Römer, das wollen auch wir", eröffnete Glanis die Beratungen.

„Das sind ja ganz neue Töne von dir", neckte ihn Tethra.

„Ich muss ehrlich zugeben, Icauna hat mein Bild von den Frauen grundlegend geändert", gestand Glanis etwas kleinlaut.

Nach kurzen Beratungen fanden alle die Aussicht auf Frieden gut und Icauna wurde mit den Verhandlungen beauftragt. Sie sollte nach Rom reisen. Auch ihr Einwand, dass sie ein Kind habe und deshalb nicht so lange wegbleiben könnte, wollten die Männer nicht gelten lassen. Deshalb besprach sie sich in einer Verhandlungspause mit Rhiannon.

„Wenn es sein muss und das Kind bei mir und Camulos bleibt, dann dürfte das kein Problem sein. Der Kleine hat schließlich immer noch zwei Menschen, die ihm vertraut sind. Versuche nicht zu lange weg zu sein", riet ihr die Freundin.

„Du bist ein Geschenk der Götter", antworte Icauna. „Ohne dich und Camulos hätte ich meine Aufgabe nie so ausführen können, wie ich es in den letzten Jahren konnte. Die Götter sind mit uns."

Nach dem Rat der Druidin stimmte Icauna zu und machte sich schon am Tag drauf von ihrer treuen Garde begleitet auf den Weg nach Rom. Es waren inzwischen etwa vier Jahre vergangen, als sie das erste Mal in Rom war. Viel hatte sich in dieser Zeit geändert. Allerdings wirkte sie trotz ihrer inzwischen 23 Jahre immer noch sehr jung und wie ein Mädchen. Auch von ihrer Schönheit hatte sie nichts eingebüßt. Selbst die Geburt ihres Sohnes hatte sie kaum verändert. Sie war lediglich entschlossener und selbstsicherer als bei ihrem letzten Besuch in Rom. Aber damals war sie erst kurze Zeit Stammesführerin.

Die Reise verlief problemlos. Auch an der Stelle, wo sie das letzte Mal noch den Räubern begegnet waren, war alles ruhig geblieben. Auch dieses Mal hatten sie ein Schreiben des Konsuls von Rom bei sich, mit dem ihnen freies Geleit zugesichert wurde. Icauna hatte ihre Männer aber davor gewarnt, den Römern zu sehr zu vertrauen. Das letzte Mal hatten ihnen die Römer auf der Rückreise sogar nachgesetzt und wollten sie foltern und töten. Deshalb ermahnte sie vor allem den Anführer ihrer Garde, immer wachsam und kampfbereit zu sein.

Als sie an die Stadtmauer von Rom kamen und um Einlass baten, glaubte Icauna ein Déjà-vu zu erleben.

„Was glaubt Ihr Barbaren denn, wir lassen jeden nach Rom? Nehmt sie fest und werft sie in den Kerker. Die wilden Tiere im Zirkus Maximus werden hoffentlich ihren Spaß mit diesem Pack haben", meinte der Kommandant der Wache.

„Entschuldigt, aber wir haben ein Schreiben von Konsul Lucius Iunius Brutus, der uns nach Rom eingeladen hat. Ich glaube, aus dem Spaß der wilden Tiere im Zirkus Maximus wird leider nichts werden", entgegnete ihm Icauna.

„Schaut, schaut, die kleine Göre ist auch noch vorlaut. Die sieht recht appetitlich aus. Die werden wir ordentlich durchficken, bevor wir sie in den Kerker werfen", konterte der Römer.

„Halts Maul, die war vor Jahren schon einmal da und da hat mein damaliger Kommandant auch das Maul zu weit aufgerissen. Danach wurde er versetzt. Glaube mir, das ist nicht der Ort, wo du gerne sein möchtest", antworte einer der Männer, der offenbar schon bei Icaunas erstem Besuch das Tor bewacht hatte.

„Ach Blödsinn, wer bist du wirklich?", brüllte der Kommandant Icauna an, ohne auf seinen Untergebenen zu hören.

„Ich bin Icauna und bin hier, um Verhandlungen zur Beilegung des Krieges zu führen. Ich glaube nicht, dass deine Art, mir zu begegnen, dem Konsul gefallen wird", antwortete sie gelassen.

Plötzlich riss der Kommandant der Wachen die Augen auf. Ihm musste die Erleuchtung gekommen sein. Doch nicht nur Überraschung machten sich in seinem Blick breit. Angst war mit dabei.

„Du bist da-, da-, das Teufelsweib?", brachte er nur noch unter stottern hervor.

Er und auch die anderen Wachen wurden ganz blass und ihnen blieb der Mund offenstehen. Man erkannte deutlich, dass sie großen Respekt, wenn nicht Angst vor Icauna hatten.

„Ja, ihr Römer nennt mich so, das Teufelsweib. Ich kann mich nur wiederholen, Ihr Römer solltet vorher fragen und dann erst Euren Mund aufreißen, wenn jemand vor Eurem Stadttor steht. Das habe ich deinem Vorgänger bereits vor Jahren empfohlen", grinste sie in ungeniert an.

Nun kam Bewegung in die Wachen. Der Kommandant selbst brachte Icauna und ihre Begleiter zum Sitz des Konsuls. Es war erneut die Villa, in der bereits Tarquinius Superbus während seiner Amtszeit gewohnt hatte. Deshalb kannte sich Icauna aus und ging, ohne auf die Begleitung zu warten, in die Eingangshalle, um dort auf den Konsul zu warten. Ein Diener eilte sofort zum Hausherrn und unterrichtete ihn, vom Eintreffen seiner Gäste.

„Willkommen in Rom. Ich hoffe, Ihr hattet eine gute Reise. Sie sind also das Teufelsweib", begrüßte Lucius Iunius Brutus seine Gäste und wandte sich beim letzten Satz an Icauna. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört."

„Danke der Nachfrage. In diesen Räumen kommen alte Erinnerungen auf", meinte die Angesprochene und der immer noch hinter ihnen stehende Kommandant der römischen Wache wurde bei diesen Worten erneut ganz bleich.

„Ich habe schon gehört, dass Eure Abreise das letzte Mal etwas heimlich von Statten ging und Euch mein damaliger Vorgänger verfolgen ließ. Ich hoffe, wir haben diesmal bessere Gespräche", antwortete der Konsul.

Icauna musterte ihn genau. Er war kaum jünger als Tarquinius Superbus. Er war aber deutlich ansehnlicher als dieser und wirkte ehrlicher. Ihr war aber auch klar, dass sie mit ihm nicht mehr ficken würde, um ein Abkommen zu erreichen. Diesmal bestimmte sie die Regeln, die Römer hatten um diese Verhandlungen gebeten.

Icauna und ihre Garde wurden im selben Nebengebäude untergebracht, wie beim letzten Mal, und wieder ließen sie es sich nicht nehmen, dass einer der Kelten die Pferde versorgte und bewachte. Dabei wechselten sich die Männer ab.

Beim Abendessen versuchte der Konsul Icauna abzuchecken und sich ein Bild von ihr zu machen. Aber auch die Keltin studierte ihr Gegenüber sehr genau. Dabei plauderten sie über eher belanglose Dinge. Der Krieg zwischen ihren Völkern kam nicht zur Sprache. Was Icauna auffiel, der Römer war ausgesprochen gebildet, hatte gute Manieren und bewies zudem großen Respekt vor ihr. Sie hatten sich beim Essen auch darauf geeinigt, Du zueinander zu sagen.

„Darf ich dich noch kurz wegen unserer Beratungen sprechen?", meinte Lucius Iunius Brutus schließlich nach dem Abendessen zu Icauna.

„Gerne, aber nur sprechen", meinte Icauna mit einem Grinsen auf den Lippen.

Der Anführer der Garde warf seiner Stammesführerin einen fragenden Blick zu. Sie aber gab ihm mit dem Nicken ihres Kopfes ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei und daraufhin zog er sich mit seinen Männern ins Quartier zurück.

„Du bist eine außergewöhnliche Frau. Du bist mutig, intelligent und von atemberaubender Schönheit. Ich wollte dich unbedingt kennenlernen und habe darauf bestanden, dass du die Verhandlungen führen sollst", erklärte der Konsul.

„Nur deshalb?", lachte Icauna auf.

„Nun ja, ich glaube, du bist jene Persönlichkeit bei den Kelten, die am besten alle Stämme vertreten kann. Ich hoffe, wenn ich mit dir spreche, kommen wir schneller zu einem Ergebnis, das für beide Seiten annehmbar ist. Auch wenn ich zugeben muss, dass es ein Vergnügen ist, mit so einer hübschen Verhandlungspartnerin zu sprechen", legte er nach.

„Lieber Lucius Iunius Brutus, das ganze Süßholzraspeln hilft dir nichts. Ich werde nicht mit dir schlafen. Ich habe einen Mann und ein Kind und ich werde hier nur Verhandlungen führen. Ist das klar?", machte Icauna ihren Standpunkt deutlich.

Lucius Iunius Brutus war von diesen klaren Worten offenbar so überrascht, dass er sofort dazu überging, das Gespräch sachlich fortzuführen. Es lief darauf hinaus, dass die Römer anboten, dass sie die Gebiete süd-westlich des Apennins behalten, sich aber nicht über die Berge hinweg ausbreiten würden.

„Aber das sind unsere angestammten Gebiete", machte Icauna klar.

„Schau mal, ihr habt Euch ja eh schon auf die nördliche Seite der Berge zurückgezogen und Euch damit indirekt mit dieser Grenzziehung abgefunden. Wir brauchen unbedingt neue Gebiete und können nicht darauf verzichten. Wir haben keine andere Wahl. Allerdings können wir Euch zusichern, dass wir uns nicht weiter ausbreiten werden und ihr jenseits der Bergen in Frieden leben könnt. Das wäre für beide Seiten ein annehmbares Ergebnis. Ich habe das dem Senat so vorgeschlagen und musste dafür kämpfen, im Gegenzug eine Garantie anzubieten, dass wir uns nicht weiter ausbreiten. Bitte komm auch du mir entgegen und stimme diesem Vorschlag zu", setzte er zu einer feurigen Rede an.

„Ich gehe davon aus, dass ich bald vor den Senat treten werde, der das Abkommen beschließen muss", meinte Icauna.

„Du kennst dich sehr gut mit unseren Gepflogenheiten aus, wie ich sehe. Ich habe schon alles vorbereiten lassen, damit du morgen im Senat die Verhandlungen führen kannst", meinte er.

„Gut, ich bin dazu bereit.", erklärte Icauna und war sich durchaus bewusst, dass sie ihm noch keine Antwort auf seinen Vorschlag gegeben hatte.

„Was meinst du zu meinem Vorschlag?", brannte er nun endgültig darauf, zu wissen, was sie davon hielt.

„Ich muss es mir durch den Kopf gehen lassen. Du hattest ja auch länger Zeit, es dir zu überlegen. Da kann ich nicht innerhalb von Minuten mir eine Meinung dazu bilden", erwiderte sie

„Da hast du auch wieder Recht. Entschuldige, dass ich dich gedrängt habe. Gute Nacht", meinte er und ließ sie von einem Diener zu ihrer Unterkunft bringen.

Icauna ging nicht gleich in ihr Zimmer, sondern direkt zu ihrer Garde. Diese waren sehr überrascht, dass sie noch zu ihnen kam. Icauna aber wollte unbedingt wissen, was die Männer vom Vorschlag hielten und ob sie sie davon überzeugen konnte. Es war für sie eine Art Test. Und tatsächlich nach einer eingehenden Diskussion war sich die kleine Gruppe einig, diesen Vorschlag den Stammesführern zu unterbreiten und so gingen alle zu Bett.

Kapitel 26

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten sich der Konsul und Icauna auf den Weg in den Senat. Die Keltin war diesmal deutlich weniger aufgeregt als beim ersten Mal. Diesmal war sie nicht Bittstellerin, sondern der Senat unterbreitete ihr einen Vorschlag. Das war eine ganz andere Ausgangslage.

„Diese junge Frau soll mit uns verhandeln?", krächzte gleich ein alter Tattergreis, als sie den Saal betraten.

„Ich kann auch wieder gehen. Aber einen anderen Unterhändler kriegt ihr nicht", lachte das Mädchen herausfordernd in die Runde.

„Ähm, du bist noch dazu ganz schön frech", krächzte der Tattergreis erneut.

„Herr Senator, nur weil ihr alt seid, werde ich mir nicht vor Angst in die Hose machen. Entweder Ihr wollt Frieden oder wir machen weiter. Dann bekriegen wir uns eben, wie in den letzten Monaten. Wenn es das ist, was ihr wollt, dann können wir hier abbrechen. Wenn Euch aber etwas an Verhandlungen liegt, bin ich die einzige Ansprechperson", legte Icauna mit großer Selbstsicherheit nach.

„Bist du etwa das Teufelsweib?", wollte nun ein etwas jüngerer Senator wissen.

„Ja, ich werde von Euch so genannt. Aber eigentlich heiße ich Icauna", antwortete die Keltin diesmal höflicher.

„Warum ist sie zu dir freundlicher als zu mir?", krächzte erneut der Tattergreis.

„Weil er nicht so einen Schwachsinn labert", konterte ihm Icauna. Es machte ihr Spaß, die alten Herren etwas aufzumischen.

„Icauna, wir sind ernsthaft an einem Frieden mit Ihrem Volk interessiert. Konsul Lucius Iunius Brutus hat einen Vorschlag, dem wir nach eingehender Diskussion zustimmen würden, sofern auch Sie Ja dazu sagen", griff nun der Vorsitzende des Senats in das Geplänkel ein und brachte die Gespräche auf einen seriösen Weg.

Lucius Iunius Brutus legte Icauna erneut den Vorschlag vor, den er ihr bereits am Vortag unterbreitet hatte. Allerdings schmückte er die Vorstellung diesmal deutlich mehr aus und Icauna war sofort klar, dass er nicht nur sie von seinem Vorschlag zu überzeugen suchte, sondern auch die eigenen Leute bei der Stange halten musste. Als er schließlich seine Ausführungen beendet hatte, legte sich eine fast schon gespenstige Stille über den Saal. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören.

„Was sagen Sie dazu, Icauna", wandte sich schließlich der Vorsitzende an die Keltin.

„Ich muss den Vorschlag natürlich der Versammlung der Stammesführer vorlegen. Wir würden kurz gesagt auf unser angestammtes Gebiet verzichten und im Gegenzug die Zusicherung erhalten, dass wir in Frieden leben können. Aber dazu müssten wir den Römern vertrauen können. Dass uns Konsul Tarquinis Superbus bei unserem letzten Besuch nicht einmal mehr nach Hause zurückreisen, sondern uns gleich umbringen lassen wollte, spricht nicht gerade für dieses Abkommen. Es fehlt die Vertrauensbasis. Als wir aus Rom geflohen sind, hat er uns nachgesetzt und dabei ist unser Druide getötet worden", sprach Icauna langsam und sehr bedächtig.

„Und du hast meinen Sohn umgebracht, du Hexe!", schrie hasserfüllt einer der Senatoren durch den Saal.

„Er wollte mich vergewaltigen. Er war nur zu diesem Zweck mit den Legionären mitgeritten. Sollte ich das einfach über mich ergehen lassen und nachher auch noch Danke sagen? Sieht so Eure Loyalität aus? Tarquinius Superbus hatte uns schriftlich freies Geleit garantiert und hat es dann selbst auf das schändlichste gebrochen. Welchen Eindruck von einem Volk würdet ihr da an meiner Stelle bekommen", setzte die Keltin ihre Ausführungen unbeeindruckt fort.

„Und was nun?", meinte Lucius Iunius Brutus fast schon flehend.

„Ich werde mir Euren Vorschlag durch den Kopf gehen lassen. Morgen treffen wir uns wieder und ich werde Euch meine Antwort geben, ob ich ihm zustimmen und ihn den Stammesführern vorstellen kann. Ave!", gab Icauna zur Antwort, wandte sich abrupt um und ging davon.

Die schöne Keltin ließ einen völlig verdutzten römischen Senat zurück. Die alten Herren waren es nicht gewohnt, dass jemand mit ihnen so umsprang. Noch dazu eine junge Frau. Aber sie mussten die Selbstsicherheit, mit der dieses außergewöhnlich schöne Mädchen auftrat, auch bewundern.

Lucius Iunius Brutus eilte Icauna nach und begleitete sie zurück zu seinem Wohnhaus. Lange Zeit sagte er nichts und ging nur nachdenklich neben ihr her.

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