Das Rollenspiel

Tanja und Marcus sahen ihre Eltern an. Diese schwiegen eine Weile.

Amelie dachte für sich, dass sie ihnen nicht wirklich böse sein konnte. Die beiden hatten sie kaum belogen. Höchstens an dem Tag, als das Ding angekommen war. Da hatten sie geschwindelt, dass es mit der Post gekommen wäre. Das war schon verziehen. Und sonst? Der große Schock hatte sich nach einem Moment des Wartens in Wohlgefallen aufgelöst.

Gerd antwortete: „Hmm, ich formuliere es einmal so: Das Unwichtigste zuerst, es ist keinem ein materieller Schaden entstanden. Dann hattet ihr uns, wenn man es genau nimmt, auch nicht hintergangen. Ihr hattet einfach nichts gesagt. Des Weiteren halte ich euch zugute, dass ihr sofort mit der Wahrheit herausgekommen seid. Und ihr seid nicht, wie wir vermutet hatten, an unsere Sachen gegangen. Insofern tut es mir leid, dass wir euch verdächtigt haben. Habe ich etwas vergessen, Amelie?"

„Nein, ich glaube nicht", sagte diese, „das Einzige, wo ihr nicht die Wahrheit gesagt habt, ist der Moment gewesen, als das Paket angekommen ist. Das ist aus meiner Sicht aber zu vernachlässigen, wenn man alles andere betrachtet. Was meinst du Gerd, gibt es noch einen Grund, den beiden böse zu sein?"

Marcus und Tanja horchten auf. Das, was ihre Eltern bis jetzt gesagt hatten, klang nicht nach einer Standpauke.

Gerd lächelte beide Kinder an und sagte: „Nein, wir sind euch nicht böse. Ihr habt uns nur gehörigst auf den Arm genommen. Oder wie nennt man das heute? Ihr habt uns geprankt?"

Ihre beiden Kinder seufzten tief und lehnten sich in ihren Stühlen zurück. Tanja dachte sich, dass das ja noch einmal gut gegangen war. Dass sie so cool reagieren würden, damit hatte sie nicht gerechnet.

Sie blickte zu ihrem Bruder herüber und auch er machte einen erleichterten Eindruck. Dieser dachte sich, dass es gut war, dass sie sich das Spielzeug nicht so gut angeschaut hatten, wie Astrid. Sonst würden sie ganz andere Fragen stellen.

„Und habt ihr eine Antwort auf die Frage bekommen?", fragte Gerd.

„Welche Frage meinst du Papa?", fragte Tanja.

„Ihr habt das Spielzeug doch an uns geschickt gehabt, weil ihr wissen wolltet, ob es erwartungsgemäß funktioniert?"

Oh je, dachte sich Marcus. Die Kuh war immer noch nicht vom Eis. Sie konnten, wo alles gerade noch einmal gut gegangen war, weder sagen, dass seine Schwester und er beobachtet hatten, wie gut es funktioniert hatte, noch dass sie vor einer Woche Gruppensex an dieser Stelle mit dem Spielzeug gehabt hatten. -- Aber einen Moment. Mama hatte ihm doch am Sonntag danach davon erzählt, fiel es ihm gerade wieder ein.

„Ja", antwortete Marcus, „Mama hatte so etwas angedeutet."

„Stimmt, wir hatten auf dem Weg zum Bäcker darüber gesprochen. Oh du Schlawiner, jetzt verstehe ich, warum dich das so interessiert hat. Ja ich hatte gesagt, dass es uns ganz gut gefallen hatte."

„Und nicht nur einmal", sagte Gerd gedankenverloren.

Amelie blickte ihn überrascht an. Moment, was sagte er da, sie haben es doch kein zweites Mal benutzt.

Tanja hatte den Blick ihrer Mutter gesehen und verstanden, dass in dem, was er sagte, etwas nicht stimmte. Jetzt wurde es doch noch einmal spannend.

Gerd wurde sich bewusst, dass alle ihn anblickten. Was hatte er gesagt, fragte er sich.

Marcus und Tanja sahen sich an. Er gab ihr zu bedeuten, dass sie doch einmal nachhaken sollte.

„Papaaa", fragte Tanja, „was meinst du mit ‚nicht nur einmal'?"

„Habe ich das gesagt?", fragte er.

Er blickte sich in der Runde um und alle, inklusive Amelie nickten ihm zu.

Verflixt, warum musste er nur an den letzten Sonntag denken, ging es ihm durch den Sinn.

„Da habe ich mich versprochen", sagte er.

„Das nehme ich dir nicht ab", insistierte Tanja.

„Nee wirklich, wir haben euer Spielzeug nur einmal benutzt."

Er war mal besser still in diesem Moment, dachte sich Marcus. Tanja konnte geschickter Leute aushorchen.

„Ja aber, woran hast du gedacht, als du das gesagt hast?"

Gerd sah Amelie hilfesuchend an. Sie zuckte leicht mit den Schultern und dachte sich, dass sie ihm nicht helfen konnte, da sie nicht wusste, woran er dachte oder woran er gedacht hatte.

„Och komm Papaaa, erzähl schon. Wir haben Euch auch alles gesagt", bettelte Tanja schon fast.

„Ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll. Es ist mir unangenehm, das zu erzählen."

„Es kann kaum unangenehmer sein, als euch zu beichten, was wir getan haben", gab Marcus zu bedenken und er war sich sicher, dass er sich nicht weiter zurückhalten brauchte, da Tanja ihn scheinbar schon herum bekommen hatte.

„Mama und ich, wir hatten uns lange gefragt, was dieses Blatt", er zeigte auf das vor ihnen, „zu bedeuten hat. Wir hatten uns keinen Reim darauf machen können, wie eine Zeichnung von einem Objekt, welches ihr nie gesehen habt, auf einem Blatt von Eurer Spielerunde gekommen war."

Amelie bestätigte seine Geschichte nickend, wobei sie sich dachte, dass ihr immer noch nicht klar war, wie das zu seinem ‚nicht nur einmal' passte.

„Und bei den Überlegungen hatten wir uns gefragt, was eure Gedanken gewesen sind, als ihr das Sexspielzeug gefunden hattet."

Auf einmal begannen bei Amelie die Alarmglocken zu schrillen. Er würde ihnen doch jetzt nicht von ihren Phantasien von dem Abend erzählen wollen.

„Gerd", unterbrach sie ihn, „ich glaube, es wird jetzt aber zu persönlich. Meinst du nicht?"

Tanja Neugier wuchs weiter und sie überlegte sich, wenn Mama einschritt, schien das wirklich heikel zu sein. Marcus und sie sollten jetzt hier nicht locker lassen.

„Es stimmt, wenn eure Mutter meint, dass ich es nicht erzählen soll, dann kann ich es nicht tun."

„Aber, du hast doch noch gar nichts Neues erzählt. All das wussten wir doch schon vorher und was hat das mit deiner geheimnisvollen Bemerkung zu tun?", bohre Tanja nach.

„Nee, es geht wirklich nicht", meinte Gerd.

„Och koooom", bettelte Tanja.

„Ich kenne dich Tanja, du wirst keine Ruhe geben. Meinst du nicht", sagte er zu Amelie gewandt, „dass wir es wenigstens andeuten könnten?"

„Vermutlich hast du recht, sie werden nicht locker lassen. Hinzukommt, dass ihr inzwischen erwachsen seid und demnach vernünftig damit umgehen können solltet."

„Womit umgehen?", fragte Marcus.

„Wartet's nur ab. Er wird es gleich erzählen", antwortete seine Mutter.

„So, wo war ich stehen geblieben? -- Ach ja. Wir hatten uns gefragt, was ihr euch gedacht hättet, wenn ihr euch das Spielzeug betrachtet hättet."

„Wie? Was hätten wir uns denken sollen?", fragte Marcus.

„Nun, wir sind der Meinung gewesen, dass wenn man sich ein solches Sexspielzeug anschaut, mit dem Wissen, dass die Besitzer es benutzt hatten, dass man -- also jeder Mensch -- sich automatisch ein Bild davon machen würde."

Tanja wurde langsam kribbelig. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, aber dieses Gespräch erinnerte sie daran, wie sie ihnen beiden dabei zugeschaut hatte.

Tanja fragte nach: „Du meinst, wenn wir es betrachtet hätten, dann hätten wir... hätten wir uns vorgestellt, wie... wie ihr... wie soll ich das sagen?"

Ihre Mutter half ihr: „Dann hättet ihr euch vorgestellt, wie Papa und ich es im Bett benutzt hätten."

Marcus sah seine Schwester an und versuchte, von ihr ein Signal zu bekommen. Doch sie blickte gebannt ihre Eltern an und fragte sich, würden sie jetzt erwarten, dass sie darauf antworten?

„Wie kommt ihr zu diesem Gedanken?", fragte Tanja, die glaubte, dass das nicht schon alles war, was ihre Eltern ihnen erst nicht sagen wollten.

„Wir hatten uns die Frage gestellt", sagte Amelie, „wie wir umgekehrt reagiert hätten, wenn wir bei einem von euch ein vergleichbares Spielzeug entdeckt hätten. Was wäre in unserer Phantasie abgegangen?"

Tanja ahnte langsam, wohin die Reise ging. Wenn ihre Eltern einen Vibrator bei ihr entdeckt hätten, dann hätten diese, nach dieser Theorie, sich vorgestellt, wie sie selbst ihn benutzen würde, -- wie sie sich damit verwöhnt und an welchen Stellen sie sich damit überall berührt hätte. Diese Vorstellung würde sie vermutlich erregen. -- Diese hat die beiden erregt, denn jetzt passte dies zu der Bemerkung ihres Papas, dass sie nicht nur einmal Spaß damit gehabt hätten.

„Und wie ist es weiter gegangen?", fragte Tanja.

Ihre Eltern antworteten nicht.

„Was ist dann passiert? -- Wenn ich jetzt von mir auf euch schließe, dann hat euch... dann ist dieser Gedanke nicht ganz spurlos an euch vorbeigegangen?"

„Ja, so könnte man das sagen", sagte Gerd.

„Tanja, du meinst, es hat sie angemacht?", fragte Marcus und schaut seine Mutter an.

Amelie nickte zögerlich und dachte sich, dass es ihr peinlich war, über eine Phantasie zu sprechen, in der ihre Kinder vorgekommen waren.

„Wenn ich deine Reaktion so sehe, Mama, dann ist da mehr gewesen, als ein ‚nicht ganz spurlos'?", fragte Tanja vorsichtig.

Im Augenwinkel sah Tanja, dass Gerd sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Sie hatte scheinbar voll ins Schwarze getroffen, dachte sich Tanja.

„Ich kann nicht leugnen, dass mich die ganze Szenerie sehr... sehr erregt hatte", sagte Amelie und freute sich, dass es jetzt raus war.

„Das ist ja interessant", sagte Tanja, „und hat das nur auf Mama diese Wirkung gehabt, oder auf dich auch, Papa?"

„Nun, zu Anfang noch nicht", sagte er zögernd.

„Und was war später", fragte Marcus, den es jetzt ebenso brennend interessierte, was bei seinen Eltern passiert war.

„Sag es ihnen ruhig", ermutigte Amelie ihren Mann, „sie wissen eh schon fast alles."

„Also gut. Aus dem ursprünglichen Gedanken, dass ihr euch vorgestellt hättet, wie wir das Spielzeug benutzt hattet, hatte sich die Phantasie entwickelt, dass ihr uns dabei zugesehen hättet..."

‚Was?', schrien Tanja und Marcus innerlich gleichzeitig.

„... und das", setzte er seinen Satz fort, „hatte mich auf Touren gebracht."

Da Gerd es ebenfalls peinlich war, seine Kinder in seine Phantasie eingebaut zu haben, und er sie deswegen in diesem Moment nicht ansah, entging ihm ihr Ausdruck des Erstaunens.

Amelie war die Regung der Kinder aufgefallen und sie fragte sich, warum diese Überraschung erheblich deutlicher ausgefallen war, als sie es erwartet hatte. Warum hatten sie so reagiert? Waren sie so entsetzt, in ihrer Phantasie vorgekommen zu sein? Oder hatte er etwas gesagt, dass ihre Kinder bisher verschwiegen hatten? Konnte es sein, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, dass sie ihnen tatsächlich zugeschaut hatten?

„Tanja und Marcus, was ist los mit euch? Ihr seht so aus, als hättet ihr einen Geist gesehen", fragte sie.

„Nun, Mama, es tut uns leid", stotterte Marcus, „wir hatten so viel Zeit in das Gerät gesteckt und waren so neugierig es in Aktion zu sehen, da... da haben wir euch vom Balkon... eine Zeitlang beobachtet."

Oh je, dachte sich Tanja, jetzt kam das Donnerwetter doch noch.

Doch ihr Papa schaute seine beiden Kinder nur an und fing auf einmal an, ganz laut zu lachen. Er bekam sich gar nicht mehr ein.

„Das gib's doch nicht! -- Hahahaha -- wir machen uns Gedanken, was wir für verdorbene Eltern seien, weil wir unsere Kinder in eine Sexphantasie eingebaut hätten. Dabei fällt der Apfel nicht weit vom Stamm und unsere Kinder sind selbst so verdorben -- Hahahaha."

Alle anderen waren überrascht über Gerds Gefühlsausbruch und kurze Zeit später stimmten sie in sein Gelächter mit ein.

Das gab es doch nicht, dachte sich Amelie, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte. Aber Moment 'mal!, ging es ihr durch den Sinn. In dieser Nacht hatte sie doch gehört, wie Tanja Besuch von einem Mann gehabt hatte. Sie würden an dem Abend Gerd und sie nicht zu dritt beobachtet haben. -- Der unbekannte Mann konnte dann nur Marcus gewesen sein. -- Hatten die beiden etwa miteinander geschlafen?

„Eine Frage hätte ich noch", sagte Amelie mit leicht erhobener Stimme, damit sie trotz des Gelächters, Gehör finden würde, „ich bin mir ziemlich sicher, dass an dem besagten Abend, du Tanja, nicht alleine im Bett gewesen bist. Wer ist bei dir gewesen?"

Schlagartig wurde es still im Zimmer. Alle Blicke richteten sich auf Tanja.

Nach einem Moment raffte Marcus allen Mut zusammen und sagte mit festem Ton: „Ich war bei ihr gewesen, sonst niemand. Wir hatten euch zusammen beobachtet und uns hatte das Gesehene auch nicht... nun ja... kalt gelassen. Und bevor du fragst, nein, wir hatten nicht miteinander geschlafen. -- Wir hatten uns nur so gestreichelt."

Amelie sah Tanja an und diese nickte: „Ja, so war es gewesen. Ich muss gestehen, ich hatte den Kopf verloren. Ich war so aufgewühlt von dem, was ich gesehen hatte. Eure Nähe und Innigkeit hatte mich so aufgewühlt... da wollte ich... mit Marcus schlafen. Aber er hatte die Nerven behalten und wir hatten es nicht getan."

Amelie sah ihrer Tochter in die Augen und glaubte ihr. Es war also nichts Wirkliches passiert. Das, was sie sagte, passt auch zu dem, was ihr Bruder an dem Morgen danach gefragt hatte.

„Ich glaube es ja nicht", sagte Gerd, „dann ist es wirklich so gewesen, wie wir beide es uns erdacht hatten. In unserer Phantasie hattet ihr euch bei unserem Anblick nicht zurückhalten können und euch selbst befriedigt."

Das entsprach zwar so nicht ganz der Wahrheit, dachte sich Marcus, ‚aber was sie nicht wussten, machte sie nicht heiß.

„Ihr seid also in jeglicher Hinsicht unsere Kinder", sagte Amelie lachend.

Und alle anderen stimmten in ihr Gelächter ein.

Kapitel 17 Epilog

Zum Schluss sei noch festzuhalten, dass die Familie sich darauf geeinigt hat, in Zukunft keine Sexspielzeuge mehr anonym zu verschicken und dass keiner den anderen beim Sex mehr beobachten würde -- zumindest nicht ohne seine oder ihre Zustimmung (Anmerkung des Erzählers).

Astrid und Marcus sind weiterhin ein Paar und spielen nach ein paar Monaten des Zusammenseins mit dem Gedanken, in eine eigene Wohnung zu ziehen.

Für Tanja ist der Abend mit Frank ein einmaliges Erlebnis geblieben.

Sie hat nie mit ihrem Bruder geschlafen. Insgesamt hatte sie nie beabsichtigt, eine dauerhafte Beziehung zu ihrem Bruder zu haben. Dennoch hätte sie sich gewünscht, nach den Wochen voller intensiver Intimität, auch den letzten Schritt einmal gegangen zu sein.

Obwohl Tanja weiterhin ein gutes Verhältnis zu Astrid und ihrem Bruder hat, hat es keine weitere Nacht zu dritt mehr gegeben.

Sie hat eine Weile gebraucht, bis sie den richtigen Mann gefunden und sich in ihn sich verliebt hat.

August 2021

Nachwort:

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